Klein daheim
Künstlerin Barbara Lexas alternatives Lebensglück im Tiny House
Das neue Jahr beginnt immer als ein vielversprechendes Kapitel im Lebensbuch. Viele spüren einen tiefen Wunsch nach Veränderung, nach einem einfacheren Leben. Man möchte mit weniger auskommen, nachhaltiger sein, auf kleinerem Raum wohnen. Die Künstlerin Barbara Lexa hat sich diesen Traum erfüllt. Sie wohnt seit ein paar Monaten in einem Tiny House, das bislang das einzige in ihrem Landkreis genehmigte Mini-Haus ist.
Bekannte Jodellehrerin
Die Wolfratshauserin Barbara Lexa ist eine überregional bekannte Jodellehrerin, Musikerin, Kabarettistin und Autorin, die schon als Kind im Duett mit Mutter Resi sang und jodelte und sogar in Japan, Brasilien und im Oman schon auf der Bühne stand. Vor ein paar Jahren fing sie damit an, ihr Leben aufzuräumen. Dass die zierliche, nur 1,56 Meter große 53-jährige mit der positiven Ausstrahlung mal ein paar Kilo mehr auf den Rippen hatte, könnte man gar nicht glauben. Seit sie vegan lebt, wiegt sie kein Gramm zuviel. Und auch sonst ging es ihr darum, Ballast abzuwerfen. „Ich hatte das Gefühl, dass ich viel zu viel besitze und gar nicht mehr durchblicke, was ich alles habe.“ Keller und Speicher in dem Mehrgenerationenhaus, das sie damals zusammen mit den Eltern und den mittlerweile erwachsenen Kindern bewohnte, waren vollgestopft mit alten Möbeln, Büchern, Koffern mit Bühnenkostümen. Ein Jahr dauerte es, bis alles wieder begehbar war. „Endlich hatte ich wieder Übersicht, das war cool.“ Als sie eines Tages das Buch „Einfach leben“ in die Hand bekam, ließ sie das Foto eines heimeligen mobilen Holzhäuschens nicht mehr los. „Ich wusste, das ist es, so will ich leben.“
Schwierige Suche
Bis ihr Wohnwagon aber im September letzten Jahres von einem riesigen Kran über den Gartenzaun gehievt werden konnte, war es ein mit vielen Hindernissen gespickter dreijähriger Weg. Eigentlich wollte sie ihren Unterschlupf irgendwo idyllisch im Grünen aufstellen. Doch die in Bayern oder Österreich geplanten Minihaus-Siedlungen kamen wegen der vielen Vorschriften nicht recht voran. Dann wiederum hatte sie zwar einen Baugrund zur Pacht gefunden, musste aber lernen, dass ihr rundliches Nest mit Flachdach an der Ortsgestaltungssatzung scheiterte, die nur viereckige Gebäude und Satteldächer zulässt. Bis sie auf die rettende Idee kam, ihr Tiny House im eigenen Garten aufzustellen, als ganz legales Bauvorhaben samt Kanal- und Stromanschluss und den zwei vorgeschriebenen Stellplätzen.
31 Quadratmeter
Barbara Lexa führt durch ihr lichtdurchflutetes Reich von 31 Quadratmetern, dessen Mittelpunkt der gemütliche Wohnerker mit einem nostalgischen Kanapee und einem Esstisch ist. Es gibt eine hinter einem Vorhang versteckte Kleiderstange und eine kleine Kommode, in denen sie ihre Sachen fein säuberlich nach der Methode der japanischen Aufräumkönigin Marie Kondo aufgerollt aufbewahrt, ein Bücherregal, ein bequemes Doppelbett mit viel Stauraum im Bettkasten und einen Holzherd, mit dem man wie zu Omas Zeiten kochen und heizen kann. Sogar eine Waschmaschine findet noch Platz und hinter einer Schiebetür geht‘s zum Mini-Duschbad. „Ich habe schon das Luxusmodell“, sagt Lexa, die ihren letzten Cent in das 140.000 Euro teure Tiny House gesteckt hat, das dank Solaranlage für Strom und Heizung, Regenwasser-Recycling und Grünkläranlage eine weitgehend autarke Lebensweise ermöglicht.
1.300 Sachen
„Mir fehlt es an nichts“, beteuert die Künstlerin überzeugend, deren Optimismus ansteckend wirkt. Um alles unterzukriegen, musste sie ihren Besitz radikal reduzieren, von 13.000 auf nur noch 1.300 Habseligkeiten. Den Rest hat sie verkauft, verschenkt, gespendet. „Das Geheimnis ist, dass man nicht fragt, was behalte ich, sondern was nehme ich mit.“
Tinyhouse-Buch
Corona hat auch diese Künstlerin ausgebremst. Sie lässt sich davon nicht unterkriegen, hat die Zeit kreativ genutzt, ein paar Songs geschrieben – und ein Buch über die Geschichte von ihrem Tiny House, das man über ihre Website www.balexa-verlag.de bestellen kann. Band eins „Tinyhouse, Träume und Tatsachen“ erzählt von der Idee und Realisierung, Band zwei über das beschwerliche Suchen und Finden eines legalen Stellplatzes. „Ich bin jetzt innerlich zufrieden“, sagt Barbara Lexa über ihren alternativen Lebensstil. Deswegen hat sie ihren Wohnwagen auch den passenden Namen gegeben: Ananda, was in Sanskrit so viel wie „Glück“ bedeutet.
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