Die verschwiegenen Grenzgänger
Ehren-Urkunde für Feldgeschworene
Sie üben nach eigenem Bekunden einen „gesunden Beruf“ aus, der eigentlich gar keiner ist, sondern als Ehrenamt bekleidet wird. Und zwar gehört die Tätigkeit der sogenannten „Feldgeschworenen“ zu den ältesten bekannten ehrenamtlichen Tätigkeiten in Bayern, es gibt sie seit etwa achthundert Jahren. Aktiv sind sie bis zum heutigen Tag, und es gibt sie außer in Bayern noch in Rheinland-Pfalz und in Thüringen. Zu ihren Aufgaben gehört die Kennzeichnung von Grundstücksgrenzen und Flurstücken. Feldgeschworene setzen oder ersetzen Grenzsteine, entfernen oder ersetzen beschädigte Vermessungspunkte und arbeiten als „Hüter der Grenzen“ eng mit dem Vermessungsamt zusammen.
Jahrzehnte ehrenamtlicher Arbeit
Drei aus dieser „verschworenen Gemeinschaft“ wurden nun im Landratsamt in Weilheim von Landrätin Andrea Jochner-Weiß mit je einer Urkunde, unterzeichnet vom bayerischen Staatsminister für Finanzen, Landesentwicklung und Heimat, Albert Füracker, für ihre jahrzehntelange ehrenamtliche Tätigkeit ausgezeichnet: Erich Greißel aus Erbenschwang sowie Peter Gabler und Raimund Lengenleicher, beide aus Wielenbach. Zur Verleihung hatten sich Greißel und Gabler jeweils ihre Bürgermeister, Siegfried Magg (Ingenried) und Harald Mansi (Wielenbach) „als Verstärkung“ mitgebracht. Raimund Lengenleicher blieb der Verleihung fern, er hatte sich entschuldigt.
Peter Greißel ist bereits seit fünfzig Jahren Feldgeschworener, Peter Gabler und Raimund Lengenleicher „erst“ seit vierzig Jahren. „Verschwiegene Grenzgänger“ nannte Andrea Jochner-Weiß die drei bei ihrer Laudatio. „Obwohl es heute digitale Karten, Geo-Informationssysteme, hochpräzise Messgeräte und Satellitenpositionierung gibt, ist die Aufgabe der Feldgeschworenen sehr wichtig“, so Jochner-Weiß. Grenzzeichen werden zwar nach technischer Auswertung abgemarkt, die Grenzsteine jedoch werden nach wie vor von den Feldgeschworenen von Hand gesetzt. Die Landrätin bescheinigte ihnen „hohes Ansehen in der Bevölkerung“. „Heute könnte man einen Feldgeschworenen auch als einen Mediator bezeichnen, der als Schlichter in Streitfällen wirkt.“
Ein Dankschön von der Chefin
Angelika Jais, Leiterin des Amtes für Digitalisierung, Breitband und Vermessung im Landratsamt Weilheim-Schongau, überreichte den beiden anwesenden Feldgeschworenen als Dankeschön für ihren Einsatz ein Buch über die Geschichte der Kartographie (Gabler) beziehungsweise die Replik einer alten Karte aus dem Jahr 1818 (Greißel).
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