"Wir werden Sie vermissen"
Kirchenschule verabschiedet den Schülerlotsen Rupert Ehrlich
20 Jahre lang stand Rupert Ehrlich in Germering als Schulweghelfer an der Kreuzung Untere Bahnhofstraße/ Kirchenstraße. In der Früh leitete er ab 7.30 Uhr die Kinder sicher über die Straße. Nach der Schule sorgte er sowohl um 11.30 Uhr, um 12.15 Uhr und um 13 Uhr für einen sicheren Übergang. An seinem letzten offiziellen Einsatztag hat sich Ehrlich noch einmal seine gelbe Jacke mit den Leuchtstreifen angezogen und die Kelle gegriffen.
An der Kirchenschule empfingen Oberbürgermeister Andreas Haas und Schulleiterin Ismene Kucher den 78-Jährigen. Beide hatten zur Verabschiedung Urkunden mitgebracht. „Wir werden Sie vermissen“, stand beispielsweise auf der Urkunde der Stadt. „Die Kinder und Eltern werden mir auch abgehen“, meinte Ehrlich. Die Tätigkeit als Schülerlotse habe Spaß gemacht. Das frühe Aufstehen sei für ihn kein Problem gewesen. Im Gegensatz zu vielen Eltern, die ihre Kinder erst in allerletzter Minute an der Schule abgeliefert hätten. „Erst kommen sie nicht aus dem Bett und dann pressiert’s“, sagte Ehrlich, der genau aufgepasst hat, dass durch die Hektik kein Unfall passiert. Manchmal sei er sogar schon vor 7.30 Uhr an Ort und Stelle gewesen. Immer dann, wenn die Eltern ihn um einen Fototermin für ein gemeinsames Bild mit ihrem Grundschulkind gebeten haben.
„Das härtet ab“
An vier Stellen sind Schülerlotsen für den Schulweg zur Kirchenschule postiert. „Seine war die gefährlichste Kreuzung“, betonte die Schulleiterin. Als Respektperson die Autofahrer und Fußgänger weisen, sich mit Eltern und den Kindern unterhalten und die frische Luft genießen – „das möchte ich auch gerne machen“, habe ihm einmal eine Mutter gestanden, „aber nur bei schönem Wetter“. Das geht natürlich nicht. Egal ob es regnete, stürmte oder schneite – Ehrlich stand auf seinem Posten. Zwischendurch hat er sich in der Schule aufgewärmt, dann ging es weiter.
Auf die Gesundheit hatte der Einsatz an der frischen Luft auf alle Fälle eine positive Wirkung. „Das härtet ab, krank war ich nie“, erklärte Ehrlich, der übrigens als „Model“ für die Schülerlotsen-Werbekampagnen der Stadt auf den Flyern und Plakaten zu sehen ist. Obwohl der Großteil der Autofahrer und Schulkinder ihn mit Respekt behandelt hätten, hat es auch unschöne Szenen gegeben. Einmal sei die Ampel ausgefallen und Ehrlich sollte den Verkehr regeln. „Wenn du nicht zur Seite gehst, dann fahre ich dich um“, habe ihn ein Fahrer angeherrscht. Eine Ausnahme, von der sich der Schülerlotse keinesfalls seinen Spaß an der Arbeit verderben ließ. Viel wichtiger seien die netten Gespräche mit den Kindern und Eltern gewesen und die Gewissheit durch den Einsatz eventuell schwere Unfälle zu verhindern.
Wichtiger Beitrag
Regelmäßig ist die Stadt auf der Suche nach Schülerlotsen. In Germering sind derzeit 15 im Einsatz. „Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Verminderung von Gefahren auf dem Schulweg“, erklärte Haas. Bayernweit sorgen mehr als 30.000 Schulweghelfer für sichere Überwege für Kinder auf dem Weg zur und von der Schule. Für die Tätigkeit gibt es eine kleine Aufwandsentschädigung. Die Einladung auch in Zukunft hin und wieder in der Schule vorbeizuschauen, nahm Ehrlich gerne an. Für ihn hat das frühe Aufstehen jetzt ein Ende. „Um acht Uhr werde ich gemütlich im Bett liegen“, nimmt er sich für die Zukunft vor.
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