Bald krähen sie wieder
Regierung genehmigt Vergrämungsmaßnahmen
„Krähen halten sich nicht an Gemeindegrenzen“, betonte Stadtbaumeister Jürgen Thum im Germeringer Umweltausschuss. Es ging wieder einmal um die bei einigen Anwohnern ungeliebten gefiederten Nachbarn. Ab Mitte Februar beginnt für die Anwohner des Erikaparks und des Rathausparks/Joseph-Kistler-Straße wieder eine mehrmonatige Leidensphase. Dann beginnen die Krähen nämlich mit dem Nestbau, der Brut- und Aufzuchtphase. „Das Krähen beginnt bei Sonnenaufgang und geht bis Sonnenuntergang und gelegentlich auch darüber hinaus“, heißt es in der Sitzungsvorlage, die Umweltbeauftragter der Stadt Thomas Wieser für den Umweltausschuss vorbereitet hat.
Im vergangenen Jahr hatte die Stadt bei der Regierung von Oberbayern als Höhere Naturschutzbehörde diverse Vergrämungsmaßnahmen beantragt. Schließlich stehen Saatkrähen unter strengem Artenschutz. Einige Maßnahmen wurden mittlerweile genehmigt. Bereits im Herbst war der Falkner da. Den Tierfreunden versicherte Thum, dass die Falken die Vögel lediglich vertreiben und nicht erlegen würden. Das Ergebnis stimmt Wieser vorsichtig optimistisch: „Bisher wurden die alten Nester noch nicht bezogen“. Im Gegensatz zu den Standorten, an denen die Greifvögel nicht im Einsatz gewesen seien. Allerdings: „Die Krähen sind nicht weg, die sind nur woanders“, so Thomas Wieser. Das bedeutet, das Problem wird anderswo wieder auftreten.
Bürger über Krähen aufklären
Bis zum 15. März dürfen Krähennester und Äste, auf denen Nester errichtet werden könnten sowie Eier, entfernt werden. Das wird nicht überall gelingen. Die Hebebühne des Bauhofs reiche nicht an die obersten Nester. Es wurden außerdem „BirdGards“ eingesetzt. Diese Geräte stoßen Warnrufe aus, durch die die Vögel vertrieben werden sollen. Das habe die Krähen aber nur kurzfristig beeindruckt, wusste Wieser. Sind Jungtiere geschlüpft, dürfen diese weder verletzt noch getötet werden.
Die Vergrämungsmaßnahmen müssen in einer Begleituntersuchung dokumentiert und der Bericht der Regierung vorgelegt werden. Außerdem sollen die Bürger über Krähen aufgeklärt werden . „Ziel sollte sein eine Akzeptanz bei der Bevölkerung zu erreichen“. Begrüßt wird der Vorschlag, sich mit den Nachbargemeinden abzustimmen, vor allem um traditionelle Koloniestandorte und neue Kolonien außerhalb der Wohnbebauung zu sichern.
Diplom-Biologin Monika Sepp hat dem Umweltausschuss ihre Begleituntersuchung aus dem Jahr 2019 vorgelegt. Auch in früheren Zeiten habe es große Saatkrähen-Populationen gegeben, so die Biologin. Die Krähen hätten in Gehölz-Gruppen in der offenen Landschaft gebrütet. Wiesen und Weideflächen sind weniger geworden, die Vögel haben ihren Lebensraum in Siedlungsgebiete verlegt, wo sie ein reichhaltiges Nahrungsangebot und den Schutz vor Verfolgern haben. Was den Erfolg der Vergrämungen betrifft, so ist Sepp skeptisch. „Die Maßnahmen führen selten zum gewünschten Erfolg. Im Gegenteil kommt es häufig zu einer Aufsplitterung der einzelnen Kolonien und damit zu einer Ausweitung der Probleme auf immer mehr einzelne Standorte“.
Obwohl im Erikapark seit 2016 immer wieder Nester entfernt worden waren, hätten die Tiere den Standort nicht aufgegeben. Im vergangenen Jahr wurden im Erikapark 71 Nester gezählt und im Rathauspark/Joseph-Kistler-Straße insgesamt 37 Nester. 2015 wären es lediglich 13 Nester im Erikapark gewesen und das trotz der Vergrämungsmaßnahmen.
Für Sepp gibt es nur eine Lösung. Das Problem müsse gemeindeübergreifend angegangen werden. „Das beinhaltet die Suche nach geeigneten Ersatzstandorten außerhalb von Ortschaften und den Schutz der Krähen vor Vertreibung“.
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