„Die Unsichtbaren sichtbar“
Sonderausstellung über jüdische Biographien aus dem Brucker Land
Auf Spurensuche (von links): Museumsleiter Dr. Reinhard Jakob, Ausstellungsgestalterin Ruth Strähhuber, wissenschaftliche Mitarbeiterin Elisabeth Lang und Aufbauhilfe Lena Stupitzky sind Mitglieder des neuen Ausstellungsteams der Sonderausstellung unter dem Titel „Die Unsichtbaren sichtbar“. (Bild: Heinrich Widmann /Jexhof)
Assimilation und Emanzipation war die Zauberformel, nach der seit der Aufklärung die bürgerliche Integration der jüdischen Minderheit in die christliche Mehrheitsgesellschaft gelingen sollte. Die spezifische jüdische Lebensweise verschwand zusehends und wurde gleichsam unsichtbar.
Auf Spurensuche
Die neue Sonderausstellung über jüdische Biographien aus dem Brucker Land unter dem Titel „Die Unsichtbaren sichtbar“ im Bauernhofmuseum Jexhof (Schöngeising) begibt sich auf Spurensuche, um die Unsichtbaren sichtbar zu machen. Deutlich wird, wie eng verwoben Deutschsein und jüdische Herkunft waren. Assimilation und Akkulturation machten für viele Menschen jüdischer Abstammung nur die Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft, aber keine ethnisch-nationale Identität aus.
Erst der totale Biologismus, der Rassegedanke, bot dann den Nazis die Möglichkeit, die Juden als solche neu zu definieren und zu isolieren. Auf diese Gedankenwelt muss sich auch die Ausstellung einlassen, ist die Ideologie doch die Basis für den Zivilisationsbruch des Holocaust.
Vielfalt des Lebens
Die Präsentation zeigt ein Mosaik unterschiedlicher jüdischer Biografien. Manche Lebensläufe waren gut nachzuzeichnen, andere konnten nur schlaglichtartig erfasst werden.
Da sich Altbayern bis 1861 sehr restriktiv gegenüber der Einwanderung von Juden verhalten hatte, begann jüdisches Leben in der Brucker Region erst um 1900. Jüdische Gemeinden gab es hier jedoch nicht, es geht daher um einzelne Schicksale, in denen sich aber die Vielfalt des Lebens von Menschen widerspiegelt, die jüdischen Glaubens waren oder diesen hinter sich gelassen hatten.
Die Art der Objekte ist vielfältig und reicht vom Koffer Simon Erlangers, den er im Milbertshofener Barackenlager bei sich hatte, bis zum erstem in St. Ottilien gedruckten Nachkriegstalmud. Auch die Biografien sind vielfältig: Hier der Unternehmer Julius Einhorn, dort der aufrechte Beamte Bertold Lehmann, dann die Kinderheim-Leiterin Gretl Bauer oder die Maler Henrik Moor und Johanna Oppenheimer. In einem Exkurs wird deutlich, wie viele Jüdinnen und Juden der Zweite Weltkrieg ins Brucker Land führte. Die Schau geht voraussichtlich bis zum 20. Februar 2022.
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