Obdachlos in Germering
Stadt braucht zusätzliche Notquartiere
Es sind die traurigen Begleiterscheinungen der Wohnungsnot und der hohen Mieten: In Germering steigt die Zahl der Obdachlosen. Im Sozialausschuss der Stadt Germering nannte Sozialamtsleiter Martin Rattenberger die neuesten Zahlen der Menschen, denen die Stadt ein Dach über dem Kopf vermittelt hat. „Im Mai lag die Anzahl der untergebrachten Personen bei 113. Davon sind 47 Kinder“. Vor allem die vielen Kinder bedrückte das Gremium. „Wir haben einen extremen Anstieg an Familien, die wir unterbringen müssen“, so der Amtsleiter. Im Vergleich dazu sei der Anstieg von alleinstehenden Obdachlosen deutlich geringer ausgefallen. Derzeit hat die Stadt Germering für diese Personen 20 Wohnungen, die über ganz Germering verteilt sind. Bis auf vier Einzelplätze im Container sind alle belegt. Jetzt soll die Anzahl um 50 Schlafplätze aufgestockt werden, denn die Unterbringung von Obdachlosen ist eine Pflichtaufgabe der Kommune. Die Stadt soll dafür dezentral Wohnungen und Häuser anmieten und Angebote „innerhalb der Grenzen des Mietspiegels zeitnah annehmen“, beschloss der Sozialausschuss.
Mietschulden und Familiennachzug
Die Gründe warum Menschen keine Wohnung haben sind vielfältig. Einer davon sind Mietschulden, die zu einer Kündigung führten. Hier unterstützt die Stadt die Betroffenen zwar präventiv, beispielsweise durch Mietschuldendarlehen, aber „immer öfter reagieren Mieter und Vermieter zu spät und es kommt zu ausstehenden Summen, die selbst im Rahmen eines Mietschuldendarlehens nicht mehr realistisch zu tilgen sind“, wusste Rattenberger.
Sorgen bereitet der Stadt der vermehrte Familiennachzug von EU-Bürgern. „Hier ziehen Familien zu bereits ansässigen Familienmitgliedern, wobei deren Wohnung in der Regel dafür nicht genug Platz bietet“. Es folgen Überbelegungen wie bei dem Fall, bei dem sich acht Leute in einer Zwei-Zimmer-Wohnung drängten, Streit mit dem Vermieter und Kündigungen.
"Wir kennen die Mietsituation"
Räumungsklagen werden aber auch eingereicht, wenn Mieter den Hausfrieden stören oder bei Eigenbedarf. „In diesen Fällen ist ein Aufrechterhalten des Mietverhältnisses nicht mehr möglich“, sagte Rattenberger. Gibt es einen Räumungsschutz, dann könne die Obdachlosigkeit nur ein wenig hinausgezögert werden, denn die Familien finden einfach keine Wohnung: „Wir kennen alle die Mietsituation“. Die einzige Möglichkeit aus der Obdachlosigkeit zu kommen sei es in eine Sozialwohnung zu ziehen.
Besonders schwer haben es Familien mit mehreren Kindern auf dem Wohnungsmarkt. „Aufgrund der erhöhten Personenanzahl fällt es ihnen immer schwerer geeigneten Wohnraum zu finden“ bedauerte Rattenberger. Im Moment besteht der Großteil solcher Familien aus vier Personen, „aber Familien mit mehr als vier Personen nehmen deutlich zu“, sorgte sich Rattenberger. Er befürchtet, dass sich die Situation noch verschärfen könnte. „Ich gehe davon aus, dass zu den vorhandenen obdachlosen Personen weitere hinzukommen werden“. Aktuell gebe es einige Personen, die in absehbarer Zeit höchstwahrscheinlich ohne Wohnung sein werden.
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