Politiker auf dem Prüfstand
Gymnasiasten laden zur Podiumsdiskussion
„Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, muss der Berg zum Propheten kommen“ – getreu diesem Motto haben die Zwölftklässler des Carl-Spitzweg-Gymnasiums in Germering eine Podiumsdiskussion mit den Kandidaten für die Kommunalwahl im März veranstaltet. Bei den politischen Abendveranstaltungen sind Jugendliche selten gesehene Gäste, deswegen werden solche Diskussionen traditionell im CSG in den Schultag integriert. Für die Politiker war das eine willkommene Chance sich zu präsentieren, schließlich befanden sich unter den Schülern in der Aula etliche Erstwähler. Moderiert von den Schülervertretern Stephan Buchberger, Romy Schidel und Davis Siegel stellten sich Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU), der wieder für dieses Amt kandidiert, sowie Mitbewerber Johannes Landendinger (SPD) und die Stadtratskandidaten Sophie Schuhmacher (Grüne), Franz Hermansdorfer (FWG) und Tanja Pfisterer (ÖDP) den Fragen.
Auf die Fragen, die die Schüler im Vorfeld ausgearbeitet hatten, sollte nicht länger als zwei Minuten geantwortet werden. Die Zuhörer durften mit roten und grünen Karten ihre Ablehnung oder Zustimmung signalisieren. Bei den Fragen ging es unter anderem um Themen wie Klimaschutz, Germering for Future, Verkehr, Angebote für Jugendliche und vor allem um das hinter der Schule geplante Baugebiet Kreuzlinger Feld. Durch die Bebauung würde das Verkehrschaos vor ihrer Schule größer werden, kritisierten die Schüler. Pfisterer sah das ähnlich. Sie monierte, "wenn wir jetzt alles zubauen, was bleibt dann für die nachfolgenden Generationen?" Schuhmacher waren die Pläne zu massiv. Haas, Landendinger und Hermansdorfer plädierten für eine Bebauung, denn es werde dringend Wohnraum benötigt. Haas forderte die Jugendlichen auf, sich im Rathaus zu informieren und die Flächennutzungspläne anzuschauen, denn "wir bebauen doch nicht alles" und Schuhmacher empfahl nicht nur mit den Freunden zu diskutieren. "Schreibt ruhig mal eine E-Mail an den Stadtrat."
Rote und grüne Karten
Auf den Vorwurf, dass es zuwenig Angebote für Jugendliche gebe und die Öffnungszeiten in den Jugendzentren zu kurz seien, erklärte Schuhmacher, die in der Cordobar tätig ist, dass dies am mangelnden Interesse liege. „Wer von euch war schon einmal bei einem Konzert in der Cordobar?“, fragte sie. Nur wenige Hände gingen hoch. "Nicht immer nur fordern, auch nutzen", ergänzte Pfisterer. Dafür fanden es die Schüler gut, dass die Stadt – wie OB Haas mitteilte – die Stelle eines Klimaschutzbeauftragten schaffen wolle.
Natürlich wollten die Schüler wissen, was die Politiker von den Freitagsdemos halten. Hermansdorfer erklärte, dass er das Schulschwänzen nicht gut fände. „Die roten Karten halte ich aus.“ Generell ist Germering quasi eine Insel der Seligen, was Gewalt und Hass auf der Straße und in den sozialen Medien gegen Kommunalpolitiker betrifft. Hier habe es noch keine Vorfälle gegeben, freute sich Haas. Es gehe aber "ein bisserl härter“ zu als früher.
Schnellfragerunde
Bei einigen Fragen mussten die Stadträte passen. Für die Unterbringung der Geflüchteten sei nicht die Stadt, sondern die Regierung zuständig. „Je kleinteiliger die Unterkünfte verteilt sind, desto besser“, sagte Landendinger. Was das Thema Drogen betrifft, so sei die Stadt ebenfalls der falsche Ansprechpartner. Hier müsse die Polizei gerufen werden, empfahlen die Politiker.
Am Schluss gab es eine Schnellfragerunde, bei der die Politiker Sätze komplettieren sollten. Grüne Karten gab es für Sophie Schuhmacher, die den Satz "Legalisierung von Cannabis ist sinnvoll..." mit "... wenn man es mit entsprechenden Präventionsmaßnahmen versieht“ und für Haas, für den eine Koalition mit der AfD „für mich nicht vorstellbar" sei.
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