SPD stellt Carmen Wegge "online" auf
31-jähriges Juso-Mitglied möchte in den Bundestag einziehen
Die rund 50 SPD-Delegierten des Wahlkreises 224 Starnberg-Landsberg-Germering haben ihre Kandidatin für die kommende Bundestagswahl bestimmt. Mit rund 90 Prozent der Stimmen wurde Carmen Wegge gewählt. Angesichts der Pandemie haben die Sozialdemokraten erstmalig eine Online-Aufstellungsversammlung durchgeführt, bei der auch die verschiedenen Wahlvorgänge wie Bundswahlkreisvorstand geheim gewählt werden konnten. Es war zwar technisch anspruchsvoll zwischen den verschiedenen „Fenstern“ im Computer – die Online-Versammlung und die Wahl – zu wechseln, aber damit alles klappt, hatte es einige Tage zuvor einen Probedurchlauf für die Delegierten gegeben und am Wahlabend nochmals viel Hilfestellung von Monika Demmel vom SPD-Bezirk Oberbayern.
„Es läuft super“, freute sich Versammlungsleiter Tim Weidner (Starnberg) und resümierte am Schluss: „Wir haben gezeigt, dass wir auch digital aufstellen können." Vor allem die digitale Auszählung wertete er als große Zeitersparnis. Allerdings müssen die Delegierten die Online-Wahl noch durch eine schriftliche Briefwahl bestätigen. Bis zum 28. Februar sollen dazu die Stimmzettel abgeschickt worden sein.
Chancengleichheit auch mit Kind
Die Münchnerin Carmin Wegge ist 31 Jahre alt und Juristin. Sie ist seit 2013 Mitglied bei der SPD, wurde im Ruhrgebiet geboren und verbrachte als Jugendliche einige Jahre in Olching. Derzeit ist sie Stellvertretende Landesvorsitzende der Jusos und vertritt diese ab April im Vorstand der Bayern SPD. Vielen ist sie von ihren Auftritten als Poetry Slammerin bekannt. Ihre Eloquenz kann sie nun im Wahlkampf bei ihren Reden beweisen. Als Themen hat sie sich unter anderem einer sozialen Bodenpolitik, dem Kampf gegen Rassismus und Rechtsextremismus, aber auch der Kultur und Gleichberechtigung verschrieben. Als junge Mutter einer wenige Wochen alten Tochter möchte Wegge zeigen, dass Chancengleichheit auch mit Kind möglich ist. Unterstützt wird sie von vielen Freunden, die sich als Babysitter angeboten haben, erzählte sie bei der Online-Konferenz. „Klingelt mit mir an Haustüren, klebt mit mir Plakate“, forderte sie die Delegierten auf und statt Applaus gab es Emoji-Klatschhände auf dem Bildschirm und Gratulationen im Chat.
Organisationsteam im Wahlkampf
Im Herbst hatte sich auch Marcus Noack (Dießen) als Kandidat vorgestellt, dann aber zugunsten von Wegge zurückgezogen. Er wird sie jetzt im Vorstand des Bundeswahlkreises unterstützen. In dieses Gremium wurde außerdem Felix Büchner aus Fuchstal als Vorsitzender gewählt. Weitere Vorstandsmitglieder sind Julia Ney (Gauting), Maximilian Hermenau (Germering), Hannelore Baur (Dießen), Christiane Kern (Tutzing), Andreas Schöpf (Gilching), Johannes Landendinger (Germering) und Nico Wunderle (Pöcking). Sie werden den Wahlkampf organisieren.
Störungen gab es bei der Online-Versammlung von einem selbsternannten Bewerber aus Gauting, der allerdings von keinem Delegierten vorgeschlagen worden war. Seinen Unmut ließ er mit Kommentaren und abfälligen Bemerkungen im Chat aus. Zeitweise wurde er von den Moderatoren stumm geschaltet. „Kein Vorschlag, kein Kandidat“, erklärte SPD-Geschäftsstellenleiterin Hannelore Baur. Vorschlagsrecht hätten ausschließlich Delegierte.
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