Zu Gast im Wald
Erholsame Natur rund um den Parsberg
Die vielen Wege durch die Wälder am Parsberg hinter dem Germeringer See haben in Zeiten der Pandemie besonderen Zulauf bekommen. „Sie haben ihren besonderen Charme“, betonte Diplom-Biologin Claudia Müller „und sie sind leicht zu erreichen“. Sie berät die Stadt in Sachen Natur- und Landschaftsschutz und ist dabei besonders für das Baumkataster, die Baumkontrolle der Stadtbäume sowie des Straßenbegleitgrüns und der Ersatzpflanzungen zuständig. Die Wälder rund um den Parsberg besucht sie jedoch privat, um aufzutanken und sich an der Natur zu erfreuen. „Im Wald vergisst man die Zeit und ist Teil der Natur“. Die kleine Erhöhung zwischen Puchheim, Alling und Germering ist nach der Eiszeit entstanden. Die Bezeichnung „Berg“ ist dabei etwas übertrieben, denn insgesamt misst der Parsberg an seiner höchsten Stelle 569 Meter, die Stadt Germering selbst liegt auf etwa 541 Metern Höhe. Seit dem Hochmittelalter ist die Gegend besiedelt. Darauf weisen die archäologischen Bodenfunde eines Burgstalls hin. „Mich faszinieren Bäume“, erklärte Müller. Es sei beeindruckend, welche Farbenpracht beispielsweise der Ahorn habe oder welche Überlebensstrategien die Bäume über die Zeitepochen hinweg entwickelt hätten, meinte Müller, die auch Führungen im Botanischen Garten in München anbietet. Mit Sorgen betrachtet sie die Bäume, denen der Klimawandel und die damit verbundene Trockenheit zusetzen. Denn vom Überleben der Bäume sind auch Tiere abhängig. Ohne Eichen wäre beispielsweise auch das Überleben von Eichhörnchen, Eichelhäher oder Wildschwein schwierig. Und wenn eine stattliche Buche gefällt wird, dann würde man 16.000 kleine Buchen benötigen, um die gleiche sauerstoffbildende Blattmasse, die außerdem eine wichtige Filterfunktion habe, zu bekommen.
Fichten mussten gefällt werden
Bäume sind aber auch eine Heilquelle für den Menschen. Nicht nur, dass die Psyche in der Ruhe des Waldes ausgeglichen wird – Bäume und Sträucher haben besondere Heilkräfte. Die Beeren des Holunders seien sehr vitaminreich, die Blüten schweißtreibend und die Rinde wirke gegen Durchfall. Der Lindenblütentee wird genauso in der Heilkunde verwendet wie die Blätter und Früchte von Hasel- und Walnuss. Doch derzeit sind es die Bäume, die krank werden. Am Parsberg haben in den vergangenen Jahren besonders die Fichten im Bereich des Naturfreunde-Vereins gelitten. Ein Großteil des vormals dichten Fichtenwalds musste gefällt werden. Für die Wiederaufforstung wurden und werden Bäume für einen Mischwald angepflanzt, die mit dem veränderten Klima besser zurechtkommen sollen wie beispielsweise Douglasien, Buchen, Linden und Ahorn. Der Umbau des Waldes ist aber eine langfristige Angelegenheit, der Erfolg erst in vielen Jahrzehnten sichtbar. An die Waldspaziergänger appelliert Claudia Müller sich „respektvoll und wie ein Gast“ zu verhalten. Das bedeutet, dass kein Müll hinterlassen wird, alle menschlichen Spuren wieder mitgenommen werden und natürlich auch kein Lagerfeuer angezündet wird. Am Germeringer See gibt es übrigens einen Gehölzerlebnis-Pfad. In dem Bereich findet man einige der Jahresbäume, die die Stadt gepflanzt hat.
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