Ein Grüner sieht rot
Kein Platzverweis für Bienengifte
Längst ist es kein Geheimnis mehr, dass es für die Bienen nicht so gut aussieht. Weltweit sterben Bienen. "In Deutschland gibt es fast 76 Prozent weniger Fluginsekten als noch 1989", weiß Gilchings Gemeinderatmitglied Peter Unger. Das liegt allerdings nicht nur an der Varroa-Milbe, die der Biene zu schaffen macht. Verschiedene Umwelteinflüsse und auch der Einsatz von Insekten- und Pflanzenschutzmitteln machen der Biene das Leben schwer. Das Insekt, welches zur Familie der Hautflügler zählt, ist ein wichtiges Tierchen im ökologischen Kreislauf. Bienen bestäuben Pflanzen und sorgen so für den Erhalt von Wild- und Kulturpflanzen. Somit zählen sie weltweit zu den wichtigsten Bestäubern.
Ausgesummt
"Wenn die Biene von der Erde verschwindet, dann hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben", sagte einmal Albert Einstein. Tatsächlich würde es für Menschen ziemlich düster aussehen, wenn die Biene verschwinden würde. Um dem entgegenzuwirken, reichte Peter Unger vom Bündnis 90/Die Grünen einen Antrag ein. "Platzverweis für Bienengifte!" lautete der Antrag, der unter dem Tagesordnungspunkt sechs in der letzten Gemeinderatssitzung aufgeführt wurde.
Mit diesem Antrag solle darauf aufmerksam gemacht werden, dass es Zeit sei, etwas gegen das Insektensterben zu unternehmen. Peter Unger forderte daher, alle Gifte, die den Bienen schaden könnten, zu verbannen. Seit mehreren Jahren flammt der Streit zwischen Herstellern, Landwirten, Naturschützern und Imkern immer wieder auf, welche Insektizide nun den Bienen wirklich schaden. Auch Peter Unger sieht den Einsatz von vielen Insektenvernichtern - egal ob beim Hobbygärtner oder in der Landwirtschaft - kritisch. Er forderte daher ein Verbot von bienenschädlichen Substanzen. Alle Neonicotinoide, also Gifte, die beosnders Insekten zu schaffen machen, sollten verboten werden.
Seinen Antrag reichte der Gilchinger Bienenfreund auch auf Kreisebene ein. Sein Ziel war es, sich auch so ein Gehör auf Bundesebene zu verschaffen oder besser gesagt, Kollegen auf allen Ebenen für dieses Thema zu sensibilisieren. "Es ist also höchste Zeit, den Einsatz der Gifte zurückzudrängen. Und dazu öffnet sich gerade ein politisches Handlungsfenster. Denn in den kommenden Monaten wird auf EU-Ebene darüber entschieden, wie mit besonders gefährlichen Insektiziden aus der Gruppe der Neonicotinoide umgegangen werden soll. Hier gilt es, seine Stimme richtig einzusetzen", so Unger.
Auf Kreisebene hat es sich allerdings vorerst ausgesummt: Hier wurden beide Anträge abgelehnt. Auch in der Gemeinderatssitzung war dafür kein Platz: Gemäß des Antrags von Gemeinderat Christian Winklmeier auf Nichtbefassung wurde der Tagesordnungspunkt von der Tagesordnung genommen.
Gemeinderat Peter Unger war mit der Ablehnung seines Antrages in der Sitzung nicht einverstanden. Er bemängelte, dass mit zweierlei Maß gemessen würde und versteht nicht, warum die Verwaltung bei seinen anderen Anträgen Resolutionen an den Landtag und Bundestag verfasst hat und hier nicht aktiv werden will. Bürgermeister Manfred Walter erwiderte daraufhin, dass sich diese Anträge häufen würden. Zudem würde eine Zuständigkeit seitens der Gemeinde Gilching in keinem der Fälle bestehen.
Erste Hilfe für die Biene
Doch auch wenn der Antrag abgelehnt wurde, können Bienenfreunde bereits mit kleinen Mitteln der Biene unter die Flügel greifen. So kann der eigenen Garten bereits zur Bienen-Oase umgetaltet werden. Blühende Pflanzen, im Balkonkasten und im Beet, Obstbäume oder auch ein bisschen Wildwuchs locken die gestreiften Helfer an. Auch Schmetterlinge und Hummeln profitieren von einer Vielfalt im Garten. Außerdem sollte man auf den Einsatz von Pestiziden verzichten. Die meisten Pflanzenschutzmittel oder auch Unkrautvernichter sind für die Biene gefährlich.
Auch kann man die Bienen mit Nistmöglichkeiten unterstützen. Hierzu muss man nicht gleich ein riesiges Bienen- oder Insektenhotel im Garten aufstellen. Wer sein Totholz im Winter liegen lässt, bietet den Wildbienen eine gute Nistmöglichkeit.
Bereits letzten Sommer haben viele Landwirte im Landkreis bereits den ersten Schritt erkannt und an Feldrändern früh- und spätblühende Pflanzen angepflanzt. Sicherlich werden auch dieses Jahr wieder einige Landwirte sich anschließen und ihre Feld- und Ackerränder blühen lassen. Auch Gemeinderat Peter Unger wird nicht aufgeben und zumindest im Kleinen versuchen, die Bienen zu unterstützen.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH