Hochzeit am See
Gemeindegalerie für Trauungen geöffnet
Es ist eines der schönsten Orte in der Gemeinde: Das Rückgebäude des alten Rathauses in der Weßlinger Hauptstraße. Hier hat man von dem hübsch gepflegten Garten einen traumhaften Blick auf den Weßlinger See, der ein paar Meter entfernt liegt. Auch von den Innenräumen der Gemeindegalerie hat man einen Seeblick. Was liegt also näher als diesen Ort, der im Besitz der Gemeinde ist, als neue Hochzeitslocation anzubieten. Die Idee dazu kam von Erich Rüba, der die Gemeindegalerie betreibt. Beim neuen Bürgermeister Michael Sturm und dem Gemeinderat lief er damit offene Türen ein. Sie haben den Antrag in der Gemeinderatssitzung befürwortet. Sturm hat bereits eine Schulung absolviert, um selbst Trauungen vornehmen zu können.
Nach wie vor soll aber das derzeitige Rathaus das Hauptstandesamt für Hochzeiten bleiben. Am Anfang soll es höchstens vier bis sechs Hochzeiten im Jahr in der Gemeindegalerie geben. Angesichts der kleinen Räume sollte es sich auch um kleinere Hochzeitsgesellschaften mit maximal 20 Personen handeln. Ein Manko gibt es. Das Gebäude ist nicht barrierefrei. Das sei angesichts der geringen Anzahl an Hochzeiten gerade noch so zu tolerieren, versicherte der Integrationsbeauftragte im Gemeinderat, Claus Angerbauer.
Gendarmeriestation und Künstlerrefugium
Das Gebäude war 1871 als Schulhaus mit einem Klassenzimmer und einer Lehrerwohnung errichtet worden. Nachdem es zu klein geworden war, zogen die Klassen und Lehrer 1911 in das größere Schulgebäude in der Schulstraße um. Es folgten unterschiedliche Nutzungen. Zunächst wurde das Gebäude als Gendarmeriestation genutzt, später beherbergte es einen Tierarzt, die Gemeindeverwaltung zog ein und prägte den Namen „altes Rathaus“, anschließend zog die Galerie Risse und vor ein paar Jahren die Gemeindegalerie ein. Im Speicher war zeitweise die Ortsvermittlungsstelle der Deutschen Bundespost untergebracht.
In der Gemeindegalerie hat Rüba auch eine kleine Erinnerungsecke an einen der bekanntesten Bewohner dieses Gebäudes eingerichtet. Im August 1910 wohnte der französische Impressionist Pierre Auguste Renoir in dem Haus. Ein Faksimile eines Bildes aus dieser Zeit dient als Beweis. Daneben finden sich in den Ausstellungsräumen Bilder von Weßlinger Künstlern, aber auch Exponate mit historischem Bezug. Bis zum Oktober 2020 läuft beispielsweise die Sonderausstellung „Weßling 1945 - Kriegsende und Neubeginn“.
Für Brautpaare, die ihre Hochzeit wegen des Corona-Lockdowns hatten verschieben müssen, ist vielleicht die Aussicht auf den neuen Hochzeitsort mit seiner wechselvollen Geschichte eine kleine Entschädigung.
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