Kunst nach Weihnachten
30 Kreative zeigen ihre Werke im Pfarrstadel
Sie ist für die Kunstfreunde aus Weßling eine lieb gewordene Tradition und das bereits seit fast sechs Jahrzehnten. Am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag stellen die Künstler aus dem Ort und aus der Umgebung ihre Werke aus. Auch heuer pilgerten die Besucher an den Festtagen wieder scharenweise in den Pfarrstadel. Dort erwarteten sie nicht nur Aquarelle, Ölbilder, Zeichnungen, Skulpturen, Fotografien, Collagen und Schmuckstücke, sondern auch Freunde und Nachbarn. Denn die Künstlerausstellung hat sich zu einem Treffpunkt und zu einem Ort der Begegnungen entwickelt. „Das Jahr war komisch. Umwelt und Natur verändern sich“, erklärte Organisatorin Konstanze von Rebay bei der Eröffnung. Die Tochter des Initiators der Ausstellung hatte mit 30 Ausstellern zehn weniger als sonst. Einige Künstler seien mittlerweile zu betagt, andere erkrankt oder weggezogen, erläuterte sie. Den Besuchern fiel dies gar nicht auf. Die Stellwände, Vitrinen und alle anderen verfügbaren Flächen waren voll gehängt.
Die Umweltzerstörung durch Plastik hatten Petra Risch und Renate Kaiser in ihren Bildern verarbeitet. Bei Risch hat sich unter einer Folie eine Unmenge an Plastik neben einer blauen Wasserfläche gesammelt. Renate Kaiser hat die im All schwebende Weltkugel in eine Plastiktüte gepackt.
Den See als Motiv genommen
Viele Künstler hatten sich den See und die heimische Landschaft als Motiv genommen. Zum Beispiel Gottfried Weber und Alfons Sontheim mit ihren friedlich und idyllisch wirkenden Werken. Sommergefühle kamen bei den üppigen Bildern mit Sonnenblumen, Hagebutten, Stiefmütterchen von Luisa Bocka auf. Weßlinger Impressionen in schwarz-weiß hat Monika Treppner fotografiert: Ein Pilz mit einer Spinne auf dem Hut, ein Ruderboot auf dem See, Holz. Fotos hat auch der 14-jährige Ron Graser beigesteuert. Er hat beispielsweise den See auf den spiegelnden Gläsern einer Sonnenbrille abgelichtet.
Einige Künstler haben Naturmaterialien für ihre Werke genutzt. Roland von Rebay hat von seinem Atlantikurlaub Sand mitgebracht, den er mit Farbe mischte und als pastöse Masse mit Schwung auf die Leinwand auftrug, um die Dynamik des Ozeans abzubilden. Bernd Kirsch hat seine Collagen mit gefärbten Rinden und Borken gestaltet, Ulrike Roos von Rosen hat getrocknete Pflanzen mit Architektenpapier und Kreidestift zu filigranen bläulich schimmernden Kunstwerken gemacht und Lothar Bauer kombiniert Schwemmholz mit Steinen zu dekorativen Stelen.
Blutiges Messer aus Ton
Skulpturen aus Ton hat Renate Kaiser ausgestellt. Neben ihren archaisch wirkenden Paaren mit den reduzierten Formen steht eine nackte Schönheit mit üppigen Formen. „Es ist vollbracht“ heißt das Werk, dessen Titel sich erst bei genauerem Hinsehen erklärt. Hinter dem Rücken hat die Schöne nämlich ein grellrotes blutverschmiertes Messer versteckt.
„Spaß für die Wand“ hat Stefan Negele seine fröhlichen 3-D-Bilder genannt. Der Künstler hat mit Acrylfarbe bunt bemalte Holzelemente auf einen Holzträger montiert. So wirken die Bilder bewegt und dreidimensional.
Fast wie ein eigenes Kunstwerk wirkten die Vitrinen mit den Schmuckstücken, die Susanne Kirsch mit Accessoires wie einem alten Buch oder einer alten Sparkasse interessant angeordnet hatte.
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