Lehmpfützen für Schwalben
Nistmaterial für die stark bedrohte Vogelart
„Wenn Schwalben am Haus brüten, geht das Glück nicht verloren“, heißt ein Sprichwort. Heute sind die kleinen Flugkünstler selten geworden und sogar vom Aussterben bedroht, denn ihr Lebensraum ist zunehmend eingeengt. Mit einem Lehmpfützen-Projekt möchte die Gemeinde Seefeld dagegen steuern. Die Idee dazu hatten Andrea und Steve Kelly aus Hechendorf. Gemeinsam mit dem Bauamt der Gemeinde und dem Umweltreferenten Ortwin Gentz (Grüne/BI) wurden deswegen am alten Hechendorfer Rathaus und im Garten der Nachbarschaftshilfe Hechendorf Schalen mit Nistmaterial für Schwalben aufgestellt. „Mehlschwalben benötigen feuchten Lehm für den Bau ihrer Nester“, erklärte Gentz. Doch durch Flächenversiegelung wird dieser immer seltener. Die Folge ist, dass die Vögel auf ungeeignetes Nistmaterial wie Erde zurückgreifen, das macht ihre Nester aber instabil, sie können auseinanderbrechen, halten den Witterungen nicht stand. Das gefährdet die Jungvögel.
„Warum geben wir den Schwalben nicht das dringend benötigte Baumaterial?“, so Tierärztin Andrea Kelly. An verschiedenen Orten im Landkreis gibt es bereits solche Lehmpfützen. Diese Hilfestellung ist nämlich eines der Projekte der Arbeitsgemeinschaft Starnberger Ornithologen im LBV (Landesbund für Vogelschutz). Die Arbeitsgruppe „Schwalben und Mauersegler im Landkreis Starnberg“, bei der auch Kelly mitmacht, leitet Paul Wiecha.
Auf katzensicheren vierkantigen Holzstützen wurden nun flache Schalen gesetzt, die mit feuchtem Lehm und Stroh gefüllt sind. Das können sich die Schwalben nun für ihren Nestbau holen. Allerdings brauchen die Vögel auch geeignete Orte für ein Nest. Eine zunehmend schwierige Angelegenheit, denn die früheren Glücksboten sind mittlerweile zu ungewünschten Gästen am Haus geworden. Dabei sind Schwalben durch das Bundesnaturschutzgesetz geschützt. Ihre Nester dürfen nicht zerstört werden. Sie werden zwar nur für die Brutzeiten genutzt, aber die Vögel kehren dafür in ihre alten Nester zurück.
Schwalbenkönigin von Hechendorf
Zum Beispiel zu Anastasia Kammerloher. Die 79-jährige Hechendorferin beherbergt seit mehr als 60 Jahren etwa 40 Schwalbenpaare zur Brutzeit auf ihrem Grundstück. „Sie ist die ungekrönte Schwalbenkönigin von Hechendorf“, lobte Andrea Kelly. In den 80-er Jahren hatte Kammerloher die Rinderhaltung aufgegeben, die Mehlschwalbenkolonien durften bleiben. „Die Vögel kehren Jahr für Jahr in solch großer Zahl zurück, weil sie sicher sein können, durch Frau Kammerlohers Einsatz und Wohlwollen in Ruhe brüten zu können“, freute sich Kelly. Von Seefelds Bürgermeister Klaus Kögel bekam die „Schwalbenkönigin“ für diesen Einsatz einen Blumenkorb.
„Die Lehmpfützen sind ein tolles Beispiel, wie wir gemeinsam etwas für die Umwelt tun können, wenn alle an einem Strang ziehen”, lobte Gentz. Nachmachen ist übrigens erwünscht: „Das können Familien in ihren eigenen Gärten, denn auch die Kinder lieben Lehm und Matsch." Die Kinder der Mittagsbetreuung sind ebenfalls in das Projekt eingebunden. Sie legen nicht nur Lehmpfützen an, sondern beschäftigen sich auch in Projektarbeiten mit den Vögeln.
Mehlschwalben-Sets bestehen aus einer großen Kunststoffschale, einer Tüte mit Lehm, etwas Strohhäcksel und einer Anleitung. Sie können bei Familie Kelly unter (08152) 9981039 bestellt werden. Man kann die Lehmpfützen aber auch selbst machen. Anleitungen gibt es beim LBV im Internet.
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