Pop-Up in der Bahnhofshalle
Geschäfte auf Zeit zeigen kreative Vielfalt
Es gibt Honig und Bienenpatenschaften beim Imker, Taschen aus altem Segeltuch, grafisch gestaltete Postkarten mit Weßlinger Motiven oder mit alten Holzlettern gedruckten Aufschriften, Schmuck, getöpferte Schalen, selbstgenähte Mund-Nasen-Masken aus bunten Stoffen und kupfernes Kochgeschirr. „Weßling hat viel zu bieten“, schwärmt Christina Mörtl-Diemer, Vorstandsmitglied des kürzlich gegründeten Wirtschaftskreises Weßling.
Mit einem „Pop-Up-Store“ in der Weßlinger Bahnhofshalle wollte sie die Vielfalt des Weßlinger Gewerbes vorstellen. Immer wieder habe sie Beschwerden darüber vernommen, dass es in Weßling „nichts“ gebe und „nichts los“ sei, so Mörtl-Diemer. Dabei sei das überhaupt nicht der Fall. Nachdem sie im Mai neu für die CSU in den Gemeinderat gekommen war und den Posten der Gewerbereferentin übernommen hatte, sei sie erstaunt darüber gewesen, wie umfangreich das wirtschaftliche Leben in der Gemeinde sei. Viele tolle und interessante Unternehmen hätte sie selbst gar nicht gekannt. „Ich wollte schon lange die, die kein eigenes Geschäft haben, in der Öffentlichkeit vorstellen“, erklärte sie. Nachdem der Kleidermarkt ausgezogen war, nutzte sie die Chance, um kurzfristig die Verkaufsausstellung in der Bahnhofshalle auf die Beine zu stellen.
"Das hat richtig Spaß gemacht"
Am 29. November trafen sich die ersten Interessenten zu einem Online-Meeting. Am Schluss machten 14 Aussteller mit. „Mehr passten nicht in die Halle“, so Mörtl-Diemer, die gemeinsam mit Carola Petrone, Stellvertretende Vorsitzende des Wirtschaftskreises, die Organisation übernommen hatte. Darunter waren Kreative, denen in der Pandemie alle Aufträge weggebrochen waren, aber auch einige, die den Lockdown dazu genutzt hatten, um neue Ideen zu entwickeln oder sich langgehegte Wünsche zu erfüllen.
Die Kunstlehrerin und Malerin Anna Eibl-Eibesfeldt hat sich eine Töpferscheibe und einen Brennofen gekauft. Stolz führt sie eine ihrer zarten Schalen vor, die so fein sind, dass sogar das Licht durchschimmert. Auch die Grafikerin und Illustratorin Anna Schäfer hat den Kopf nicht hängen lassen, als gewerbliche Aufträge weggebrochen waren, sondern Karten entwickelt. Grafische Motive rund um den Weßlinger und die Landkreisseen zieren ihre Postkarten. „Das hat richtig Spaß gemacht“, erinnert sie sich. Stefan Negele hatte sich eigentlich auf seine Ausstellung in Südafrika gefreut, die wegen Corona abgesagt wurde und hoffte ein paar seiner bunten Holzbilder zu verkaufen, und die 75-jährige Doris Torgau-Krank hatte Unmengen von wollenen Pudelmützen für den Verkauf auf Christkindlmärkte gestrickt. Ihre Tochter Halina Neteler stand jetzt an dem Stand in der Bahnhofshalle. Trotz aller Schwierigkeiten - Gemeinsamkeit und Solidarität tun gut und geben Hoffnung.
Die Resonanz am ersten Verkaufswochenende war riesig, freute sich Mörtl-Diemer. Eigentlich hätte der Pop-Up-Store auch am vierten Adventswochenende öffnen wollen, aber wegen des Lockdowns ist das nicht mehr möglich. Als Trost für alle, die nicht zum Zug gekommen sind: Weitere Aktionen des Wirtschaftskreises sollen folgen. Er möchte Wirtschaft in der Gemeinde stärken und sieht sich als Interessenvertretung von Handel, Landwirtschaft, Selbstständige, Ärzte, Dienstleister und Industriebetriebe.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH