Seine Bilder ließen die Mauer fallen
Vom Maurersohn zum „Kameramann der Wende“
Was bedeutet es, wenn eine Mauer nicht nur zwei Systeme trennt, sondern auch Familien? Wie lebt es sich in einem unfreien Staat wie der DDR? Und wie wird man zum Regimekritiker und -gegner? Zu diesen und ähnlichen Fragen stand der ehemalige DDR-Bürgerrechtler Siegbert Schefke Zehntklässlern der Staatlichen Realschule Herrsching am Freitag Rede und Antwort. „Wir freuen uns sehr, dass wir heute anlässlich von dreißig Jahren Mauerfall einen so bedeutenden Zeitzeugen zu Gast haben“", begrüßte Schulleiterin Rita Menzel-Stuck.
Der Tag der Entscheidung
Im Herbst 1989 trickste Siegbert Schefke gemeinsam mit dem Fotografen Aram Radomski die Stasi aus und filmte von einem Kirchturm aus heimlich die Montagsdemonstrationen in Leipzig. Die Filme spielt der Mitbegründer der „DDR-Umweltbibliothek“ westlichen Medien zu, so auch am „Tag der Entscheidung“, dem 9. Oktober, als mehr als 70.000 Menschen durch Leipzig zogen und „Wir sind das Volk“ skandierten. Einen Tag später wurden diese Bilder in den ARD-Tagesthemen ausgestrahlt. Damit sahen erstmals auch Millionen DDR-Bürger, was in ihrem Land vor sich ging und was ihnen die SED-Führung unter Erich Honecker verheimlichte. Vier Wochen später fiel die Mauer.
Riskante Aktionen
Schefke berichtete den Herrschinger Schülern, wie aus „einem Eberswalder Maurersohn ein dezidierter Kritiker des DDR-Regimes“ wurde, der nicht mehr auf eine Reform der DDR hoffte, sondern einen radikalen demokratischen Umbruch wollte und diesen mit sehr riskanten Aktionen mit in die Wege leitete. Nach der Wende wurde der heute 60jährige Fernsehjournalist für seinen Mut und seine Verdienste um die deutsche Einheit mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz und dem Bambi. Seine Geschichte hat Schefke in einem Buch aufgeschrieben, dass im vergangenen Sommer erschien. Auf der Seite www.siegbert-schefke.de gibt es weitere Informationen.
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