34 fischen noch am Ammersee
Ausstellung über eines der ältesten Handwerke
34 Berufsfischer gibt es noch am Ammersee. Manche Familien können ihren Stammbaum sogar bis in das 14. Jahrhundert zurückverfolgen. Das erfuhren die Besucher der neuen Ausstellung „vor offener Lad“ im Herrschinger Haus der Bayerischen Landwirtschaft. Mit der „Lad“ ist übrigens die Zunftlade der Fischer gemeint. Das Herzstück der Ausstellung kann noch bis zum 2. Dezember besichtigt werden.
Zur Eröffnung waren einige Fischer gekommen, um den Vortrag von Bernhard Ernst, Vorsitzender der Fischereigenossenschaft Ammersee und selbst Fischer, zu verfolgen. Schließlich ging es bei der „Ammerseefischerei – gestern und heute“ auch um sie.
Reusen, Zug- und Stellnetze
Die Seenfischerei ist einer der wenigen Handwerksberufe, die sich über die Jahrzehnte kaum verändert haben. Wenn die Fischer am Ammersee heute ihre Reusen, Zug- und Stellnetze ausbringen, dann geschieht das auf gleiche Weise wie sie es bereits im 17. Jahrhundert gemacht haben. Früh am Morgen fährt der Fischer mit seinem Boot zu den ausgelegten Netzen und bringt den Fang an Land, wo er verarbeitet wird. Im vergangenen Jahr konnten 34 Tonnen Fisch aus dem Ammersee geholt werden. „Das ist zwar besser als noch vor ein paar Jahren, aber halb so viel wie in früheren Zeiten“, betonte Tobias Ruff, Fachberater für Fischerei beim Bezirk Oberbayern. 15 Tonnen Fisch im Jahr wandern in die Mägen der Kormorane.
Erste Erwähnung 1150
Drei Jahre dauert die Lehre zum Fischwirt der Fluss- und Seenfischerei, danach kann man sich zum Fischwirtschaftsmeister weiterbilden. Die erste urkundliche Erwähnung der Ammerseefischerei stammt übirgens aus dem Jahr 1150, als die Grafen von Andechs das Dießener Fischwasser dem neugegründeten Kloster Dießen vermacht hatten. Die Hochzeit der Ammerseefischerei war nach dem 30-jährigen Krieg. Damals tummelten sich bis zu 300 Fischer am See, „viel zu viele“, wusste Ernst. Um ordnend eingreifen zu können riefen die Fischer nach einer Zunft. Den Zunftbrief stellte Kurfürst Max Emanuel im Jahr 1691 aus. Das Faksimile können die Besucher der Ausstellung betrachten.
Viele der damaligen Regelungen gelten heute noch. „Jeder Fischer musste Mitglied der Zunft sein. Auch heute muss jeder Fischer Mitglied der Ammerseefischer sein“, sagte Ernst. Die Genossenschaft verfügt sogar über eine eigene Gerichtsbarkeit.
Eine besondere Bedeutung hatte die Zunftlade. Die Holztruhe aus dem 17. Jahrhundert wurde zu Beginn jeder Versammlung geöffnet. Bei „offener Lad“ wurden Lehrlinge aufgenommen, Recht gesprochen oder es wurden Fischersöhne vorgestellt. Längst gibt es heute auch Fischertöchter, die ihre Netze am Ammersee auswerfen und statt der Baumwollnetze, die früher täglich zum Trocknen aus dem Wasser geholt werden mussten, gibt es heute Kunststoffnetze, die natürlich länger im Wasser bleiben können.
Insgesamt gesehen wird der Beruf des Fischers immer härter. Die Erträge werden weniger, die Fische kleiner und dann gibt es noch die Konkurrenz aus dem Osten, die sehr günstige Fische auf den Markt bringen. Die Fischerei ist ein Kulturgut, das es zu bewahren gilt, versprach Ruff und die Fische „ein Naturprodukt wie man es schöner nicht haben könnte“.
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