"Als junger Mensch will man die Welt aus den Angeln heben"
Monika Gensheimer, Erzieherin im Katholischen Kindergarten St. Sebastian, über die Leidenschaft zum Beruf
Sie pusten über eine kleine Verletzung, nehmen die Kinder liebevoll in den Arm, wenn die Sehnsucht nach Mama oder Papa zu groß wird, sie sind dann da, wenn Eltern in die Arbeit müssen und leisten dabei einen erheblichen Beitrag zur kindlichen Erziehung. Viele Menschen sprechen mittlerweile nicht mehr nur schlicht von einem "Kindergarten", sondern von einer frühkindlichen Bildungsstätte. Eine solche kleine Bildungsstätte feiert in unserer Gemeinde dieses Jahr seinen 50. Geburtstag: der Katholische Kindergarten St. Sebastian. Wir haben mit Erzieherin, Monika Gensheimer, gesprochen. Sie ist seit fast 40 Jahren Erzieherin mit Leib uns Seele und verriet uns, was ihren Beruf für sie so besonders macht.
Warum sind Sie Erzieherin geworden?
Welchen Beruf ich eines Tages ergreifen werde war mir fast bis zum Ende der Realschule nicht klar. Um eine gute Berufswahl zu treffen, habe ich mich erstmal für ein Freiwilliges Soziales Jahr entschieden. Es war eine gute Zeit und ich war eingesetzt in einem Kindergarten nach antiautoritärem Modell. Während dieser Zeit suchte ich die Berufsberatung auf. Die mir dort gestellten Fragen konnte ich allesamt mit ja beantworten und ließen für mich nur einen Schluss zu: Ich werde Erzieherin! Damals hatte die Stadt München eine große Bildungsoffensive für Chancengleichheit gestartet. Man wollte beweisen, dass Kinder aus bildungsfernen Familien bei gleicher Förderung die gleichen Ergebnisse erzielen wie Kinder aus der Bildungsschicht. Dafür hat man viel investiert. Es wurden viele Erzieher und Lehrer ausgebildet. Mengenlehre und viele andere schulischen Inhalte wurden in den Kindergarten gepackt. Als junger Mensch will man ja die Welt aus den Angeln heben, hat viele Ideen und Vorstellung von einer besseren Welt und ich habe mich für eine Ausbildung zur Erzieherin entschieden. In der Fachakademie für Sozialpädagogik der Stadt München war ich gut aufgehoben. Ich bin sozusagen hineingeschlittert und habe es bis heute nicht bereut.
Wann war Ihr erster Arbeitstag in Gilching?
Mein erster Arbeitstag war der 1. September 1992. Ich war Mutter von zwei kleinen Kindern, eins im ersten und eins im letzten Kindergartenjahr. Eine Erzieherin hatte mich angesprochen ob ich wohl einspringen möchte, weil eine Kollegin krank wäre und ich doch Erzieherin sei. Ich hatte keinerlei Erfahrung mit Kindergarten, weil ich vorher viele Jahre im Heim mit Jugendlichen in München beschäftigt war. Ich habe mich sehr geschmeichelt gefühlt und angenommen. Meine damaligen Kolleginnen haben mich behutsam eingeführt und dann gleich zur Leitung gewählt, als meine Vorgängerin zu studieren begann. Und dann bin ich hiergeblieben und habe mich jeder Herausforderung gestellt. Es sind fast drei Jahrzehnte daraus geworden und ich habe es nie bereut. Von 50 Jahren Kindergarten habe ich das Haus fast dreißig Jahre geleitet. Darauf bin ich schon stolz.
Was hat sich in Ihrem Beruf geändert, seit Sie angefangen haben?
"Nichts ist so beständig wie der Wandel“ sagt ein Sprichwort. Die Bedingungen haben sich verändert und wir alle passen uns an. Vor dreißig Jahren wussten wir noch nicht wie man Smartphone schreibt und heute wischen kleine Kinder mit dem Finger über Bilder um sie zu verändern. Damals waren zum Beispiel Medienkonsum, Mülltrennung, Umweltbewusstsein und Konfliktbewältigung Themen für Elternabende. Und heute? Die Fragen der Eltern sind die Gleichen geblieben, es ist nur alles etwas technischer und schneller geworden. Ein Elternabend ist auch nicht mehr das Forum der Wahl, die Eltern tauschen sich in den sozialen Netzwerken aus. Wenn Sie mit früher die Generation vor 30 Jahren meinen, dann sind das unsere Kinder. Wir haben die Eltern von heute erzogen. Eines kann ich jedoch sagen: Wir hatten damals nicht so viel Stress und Belastung wie die jungen Mütter heute. Sie müssen so viel wuppen, denn der Tag hört ja nicht auf, wenn nach der Arbeit das Kind vom Kindergarten abgeholt wird. Persönlich habe ich die Zeit mit meinen Kindern bevor ich zurück in den Beruf gegangen bin, sehr genossen. Für uns ist der Kindergarten ein „Garten für Kinder“ in dem sie spielend das Leben lernen. Heutzutage ist eine Erzieherin eine „Influenzerin“, eine Zukunftsgestalterin, eine Orientierung und ein gutes Beispiel.
Was ist Ihre Jubiläums-Fotoaktion und was soll sie bewirken?
Unser Kindergarten feiert ein Jubiläum! 50 Jahre Kindergarten St. Sebastian, ihn gibt es also bereits genau so lange, wie die Sendung mit der Maus. Gerne würden wir alte Bilder von Kindern und Festen präsentieren. In welcher Form wissen wir noch nicht so genau. Es soll ein nostalgischer Blick nach hinten werden und ein „Ach weißt Du noch.... Damals.......“ auslösen. Damals gab es in Gilching noch keine 14 Kindergärten. Gerne würden wir den Gästen unseres Hauses zeigen, wie es damals war, auch noch vor unserer Zeit. Auch wir sind neugierig und vielleicht gibt es zu den Bildern auch Geschichten.
Sie feiern auch ein Jubiläum - wie sieht Ihre Zukunft danach aus?
Ich werde im nächsten Jahr in Rente gehen und Platz machen für eine neue, junge und frische Erzieherin. Meine 40 Arbeitsjahre liegen fast hinter mir und auf mich wartet eine neue Herausforderung. Ich bin Oma, voller Lust, Leidenschaft und Liebe. Ich wünsche mir für die nächsten Jahre, dass die Gesundheit bei mir bleibt und Schicksalsschläge einen Bogen um mich machen, damit ich mich freuen kann auf eine Zeit, in der ich mir den Tagesablauf selber einteilen kann – nach dem Stand der Sonne und zufrieden, ganz nach Lust und Laune!
Wer sich an der Fotoaktion des Katholischen Kindergartens St. Sebastian beteiligen möchte, kann per E-Mail an KathKigaGilching@web.de seine Fotos einsenden oder hier Kontakt zu den Initiatoren aufnehmen.
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