"Bayerischer Hof ist in gutem Zustand"
Neues Gutachten sieht keine Einsturzgefahr
Ist der „Bayerische Hof“ wirklich einsturzgefährdet? Ein neues Gutachten bestreitet das nachdrücklich. „Der gesamte Bau ist in einem altersbedingten sehr guten konstruktiven Zustand“, kommt der Sachverständige Franz Sailer aus Berg zu einem ganz anderen Ergebnis als der Statiker der Stadt. Auf dessen Beurteilung hin waren Hotel, Cafe und Griechische Taverne „wegen akuter Gefahr für Leib und Seele“ von der Stadtverwaltung am Tag vor Weihnachten stillgelegt und die Abrissdiskussion eröffnet worden.
Kein Schaden
Pächter Nicolas Schrogl kämpft weiter um sein Hotel und hat deswegen den „vorbehaltlos und neutral dem Baudenkmal“ verpflichteten Restaurator, auf diese Beschreibung legt Sailer Wert, um ein Gutachten gebeten. Der Berger Zimmerermeister ist auf Baudenkmalpflege mit Schadensermittlung spezialisiert und bringt 24 Jahre Erfahrung in historischen Bauuntersuchungen mit. Den „Bayrischen Hof“ hat er im Januar von oben bis unten begutachtet und daraufhin eine achtseitige Stellungnahme vorgelegt.
Sanierung möglich
Die Kernaussage: Im gesamten Gebäude wurde kein einziger statischer Schaden gefunden. Dass das Dach von Statiker Erwin Schilcher als besonders schadhaft eingestuft wurde, kann der Zimmerermeister überhaupt nicht nachvollziehen. „Der historische Dachstuhl ist in gutem Zustand“, unterstreicht er. Ebenso sei das Blechdach dicht. In den (seit Jahren gesperrten) Dachgeschosszimmern habe er keinerlei Nässeschäden oder Putzabrisse feststellen können. Auch der Keller sei trocken. Zwar habe sich ein Teil der Zwischendecke im Cafe Prinzregent um bis zu 15 Zentimeter abgesenkt. Dass die Behörden deswegen gleich den Betrieb einstellten, hält Sailer für Willkür.
„Der Einsturzgefahr muss ich entsprechend meiner Berufserfahrung widersprechen“, so der praktische Denkmalpfleger. Zwar habe er eine „erhebliche Verformung“ der Deckenbalken festgestellt, was aber in hundert Jahren zu keinem Schaden geführt habe. „Am sanierten Deckenputz mit den Stuck-Ornamenten sind keine Risse erkennbar.“ Statische Mängel wie diese, die irgendwann zu einem Schaden führen könnten, hat Sailer in dem historischen Haus von 1865 freilich einige gefunden. Er hält die handwerkliche Instandsetzung aber für ohne weiteres machbar und kommt zu dem Schluss: „Sobald der Eigentümer (die Stadt – Anm. d. Red.) seiner jahrzehntelangen vernachlässigten Unterhalts- und Bauentwicklungsmaßnahmen nachkommt, wäre der Fortbestand des „Bayerischen Hof“ für die nächsten Generationen gesichert.“
Erbärmlich und schäbig
Überhaupt stellt er der Stadt ein miserables Zeugnis im Umgang mit ihrem denkmalgeschützten Besitz aus: „Die westseitige Fassade mit dem dazu gehörigen Nebengebäude (Wirtschaftsteil) zeigt, mit welcher Trostlosigkeit der Eigentümer in den letzten 50 Jahren zu diesem städtischen Baudenkmal steht.“ Sailer attackiert auch das verantwortungslose Verhalten von Stadtverwaltung, Parteien und die Einmischung von anderweitigen Experten. Seit Jahren werde „in erbärmlicher und schäbiger Weise“ der Fortbestand des zeitgeschichtlich einmaligen städtischen Baudokuments diskutiert. Gerade Kreisheimatpfleger Gerhard Schober und der frühere Kreisbaurat hätten mit ihren Äußerungen in der Lokalpresse „Öl in eine städtebauliche Wunde“ gegossen. „Ich habe den Eindruck, wenn man lange genug zündelt, brennt es auch.“
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