Brot aus dem Holzofen
Backhäuslverein gibt es seit 20 Jahren in Widdersberg
Brotbacken hat etwas archaisches, das so gar nicht in unsere moderne Zeit passen mag. Und doch ist das „tägliche Brot“ heute noch eines der wichtigsten Lebensmittel. Brot mit anderen selbst zu backen, ist ein besonderes Gemeinschaftserlebnis. In Widdersberg wird das ab nächstes Jahr wieder im Backhäusl möglich sein. Nachdem das Widdersberger Gemeindehaus eingeweiht wurde und der Backhäuslverein darin eine modern ausgestattete, wenige Schritte vom Ofen entfernte Küche nutzen darf, soll die seit 20 Jahren im Dorf gepflegte Tradition wieder aufleben.
Einmal im Monat wird das alte Backhäusl eingeheizt. Darin können 40 Brotlaibe gebacken werden. Man brauche nur drei einfache Zutaten, erklärte Vereinsvorsitzende Rachel Holzer: „Wasser, Mehl und Salz“.
In der Küche wird der Teig angerührt. Dafür nutzen die Mitglieder eine Knetmaschine. Die Brotlaibe kommen in Körbchen und werden auf ein Backregal gestellt. Mitglied Jürgen Rettinger hatte es aus einer Bäckerei, die aufgelassen wurde, gerettet. Den Ofen heizen die Mitglieder mit Fichtenholz an. Erst nachdem das Feuer zur Glut wurde und die Hitze von den Steinen gespeichert wurde, geht es weiter. Der Ofen wird ausgekehrt und mit langen Schiebern werden die Brote in den Backofen geschoben. „Der Geruch des frischen Brots ist das Beste“, schwärmt Rachel Holzer. Aber ihr gefällt es auch, wenn die Vereinsmitglieder ihre bestellten Brotlaibe abholen und man sich gemeinsam zum Ratschen trifft. Oft gibt es dazu Kuchen, denn nachdem die Brote aus dem Ofen geholt wurden, ist noch genug Restwärme für solche Bäckereien übrig.
Das alte Backhaus in Widdersberg lag jahrzehntelang überwuchert von Brennnesseln und Gestrüpp im Dornröschenschlaf. Der Abbruch des alten Bauernhauses samt seines Backhauses waren bereits genehmigt und es war nur eine Frage der Zeit, bis das kleine Häusl für immer verschwunden gewesen wäre. Einige Widdersberger regten im Jahr 2000 den Erhalt des Bauwerks an. Schließlich hatten es Experten aus dem Freilichtmuseum Glentleiten als erhaltenswert eingestuft und ihre Unterstützung bei dem Erhalt zugesagt. Freiwillige Helfer bauten das alte Backhaus ab und später hinter dem alten Rathaus, das heute dem neuen Gemeindehaus gewichen ist, auf. Dabei entdeckten sie einen Ziegel mit der Jahreszahl „1868“, der heute an prominenter Stelle in der Wand an das Alter des Gebäudes erinnert. Außerdem wurde der Verein Freundeskreis „Backhäusl Widdersberg“ gegründet.
Im letzten Jahr hätte der Verein sein 20-jähriges Bestehen feiern können. Da das Widdersberger Gemeindehaus sich da noch im Bau befand und außerdem Corona bremste, soll das im nächsten Jahr nachgeholt werden. Je nach Wetter soll entweder im Veranstaltungssaal gefeiert werden oder auf der Terrasse. Dort kann der Duft von frischem Brot direkt aus dem Ofen in die Nasen der Gäste strömen.
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