Es ist normal, verschieden zu sein
Das Team der Kinderfarm wird bunter
Im Mai 2017 startete die Gemeinde Gilching mit einem „Runden Tisch“ im Rathaus das Thema „Inklusion in Gilching“. Hierzu waren alle Vertreter der ortsansässigen Einrichtungen und Vereine zu einem ersten Treffen von Bürgermeister Manfred Walter eingeladen worden. Das Ergebnis waren einzelne Arbeitskreise mit ihren jeweiligen Schwerpunktthemen. So konnte der Arbeitskreis „Kita“, unter Leitung von Steffi Weller (Gemeinde Gilching, Fachbereich Kinder und Jugend) im April 2019 das Pilotprojekt „Inklusionsbegleitung“ in der Kita „Kinderfarm“ in Gilching auf den Weg bringen. „Ich bin Herrn Bürgermeister Walter und unserem gesamten Gemeinderat sehr dankbar, dass sie es uns, aber vor allem den Kindern der ‚Kinderfarm‘ ermöglicht haben, ein solches Projekt, welches bisher einzigartig in unserer Gemeinde ist, zu starten“, so Steffi Weller.
Ein multiprofessionelles Team
Die Kinderfarm zählt neben dem Montessori Kinderhaus, zu den Einrichtungen in Gilching, die über ein multiprofessionelles Team verfügt und somit Kindern mit Inklusionsbedarf aufnehmen kann.
„Obwohl wir personell gut aufgestellt sind und auch die Unterstützung einer Heilpädagogin haben, fehlte uns in unserer Einrichtung jemand, der sich in unseren jeweiligen Gruppen gezielt und individuell um einzelne Kinder mit erhöhtem Förderbedarf kümmern kann. Denn kein Kind wird von unseren Aktivitäten im Tagesablauf ausgeschlossen. Auch achten wir darauf, jedem Kind sein eigenes Tempo und seine eigene Entwicklung zu ermöglichen. Wie diese Unterstützung bei uns in der Einrichtung im Einzelnen aussehen konnte, dass stand im Voraus nicht fest. So etwas muss sich entwickeln, denn einheitliche pädagogische Betreuungskonzepte für Inklusion gibt es nicht. Daher freut es mich, dass wir für diese Aufgabe Martina Kluge-Noll, eine psychologische Beraterin aus Gilching, mit entsprechenden Kenntnissen, gewinnen konnten“, sagt Monika Wetzk, Leiterin der Kinderfarm.
Individualität herausarbeiten
Bevor mit der eigentlichen Arbeit begonnen werden konnte, stellte das Kennenlernen zwischen Martina Kluge-Noll und allen Kindern der Kinderfarm in der ersten Phase eine für diese Aufgabe wesentliche und für die Kinder aufregende Zeit dar. So konnten die notwendigen Beziehungen gegenseitig spielerisch und mit viel Spaß im Tagesablauf, zum Beispiel in der Bauecke, am Legotisch oder beim Bücherlesen und Basteln gestaltet und erprobt werden. Durch genaues Beobachten der Kinder in ihren Interaktionen untereinander und zu ihren jeweiligen Erzieherinnen, sowie im Austausch mit diesen wurde die Individualität herausgearbeitet.
„ Jedes Kind teilt sich auf seine Weise mit und sendet oft verdeckte Signale, die es gilt zu erkennen, zu verstehen und natürlich zu entschlüsseln“, so Martina Kluge-Noll. Es wurde schnell klar, dass hierfür genügend Zeit eingeplant werden musste um später in einer vertrauensvollen Atmosphäre zielgerichtet und individuell unterstützen zu können.
Gemeinsames Spiel in der Gruppe
Seit Juli läuft nun die gezielte Unterstützung. So wird etwa am Morgen entschieden, in welcher Gruppe eine solche Unterstützung für ein bestimmtes Kind, beziehungsweise bestimmte Kinder im Tagesablauf benötigt wird und über welchen Zeitraum. So öffnen sich zurückgezogene Kinder leichter und selbstständige Aktivitäten, welche freies Sprechen zur Folge haben, werden möglich. Aber auch Kinder mit einem erhöhten Bedarf an Aufmerksamkeit können sich so leichter entspannen und ihre wahren Bedürfnisse besser mitteilen. Dies wiederum ermöglicht ihnen eine leichtere Teilhabe am gemeinsamen Spiel in der Gruppe.
Noch bis März 2020
„ Auch wenn das Projekt ‚Inklusionsbegleitung‘ noch bis März 2020 läuft, so sind Frau Wetzk und ich uns bereits heute schon einig, dass dies eine hundertprozentige Bereicherung für alle Kinder der Kinderfarm ist. Um allerdings nachhaltig wirksam mit unseren Kindern arbeiten zu können, ist es mir sehr wichtig, dieses erfolgreiche Projekt in dieser Zusammensetzung fortzusetzen. Denn Inklusion ist als permanenter Prozess zu verstehen, den eine Kita nicht irgendwann abschließt“, sagt Steffi Weller.
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