"Ich trau mein Stern"
Führung durch die Villa Ostenrieder

Peter Weiß (Mitte) führt die Besucher in die Epoche Max Ostenrieders. (Bild: pst)
Die Alzheimer-Villa, die Besold-Villa, das neue Schulhaus, das ehemalige Bauernhaus am Ufer des Weßlinger Sees – der Architekt Max Ostenrieder (1870-1917) hat seine Spuren in Weßling hinterlassen. Zwölf Häuser hat er in der Gemeinde gebaut. Vor kurzem lud der Verein „Unser Dorf“ zu einer Führung in die „Villa Ostenrieder“. Die Besitzer hatten das Haus für eine Besichtigung geöffnet. Im Garten fand eine Lesung mit Musik statt. Unter den Besuchern befanden sich auch Urenkel und Enkel des berühmten Architekten. Sie hatten die Gelegenheit genutzt, um einmal das Haus ihres Vorfahren von innen zu besichtigen.
Im Garten waren Bänke für die Besucher und eine kleine Bühne aufgebaut. Der Weßlinger Schauspieler Peter Weiß führte die Zuhörer mit Texten von Josef Ruederer in das München der damaligen Zeit. Hier hatte Ostenrieder zahlreiche Stadthäuser entworfen. Musikalisch umrahmt wurde die Lesung von Marie-Josefin Melchior und Johann Zeller vom Duo Klangzeit. Aus dem Leben von Max Ostenrieder berichtete der Autor Jean Louis Schlim. Er hat vor kurzem im Volk-Verlag das Buch „Max Ostenrieder – Ein Münchner Architekt an der Schwelle zur Neuzeit“ herausgegeben. In dem reich bebilderten Werk handelt ein Kapitel von Ostenrieders Schaffen in Weßling. Ostenrieders Begeisterung für Neugotik hat ihm auch Aufträge an alten Burgen und Schlössern verschafft. So hat er beispielsweise einen Anbau an das Kloster Ettal geplant.
Beichtstuhl im Wohnhaus
Von der Straße aus ist hinter einer dichten Eibenhecke nur der Giebel des umgebauten Bauernhauses zu erkennen. Unter dem Erkerdach steht „Ich trau mein Stern“, der Leitsatz von Ostenrieder. Sein Sommerhaus hat er 1898 umgebaut. Es ist ein gemütliches Heim mit einer alten Bauernstube und vielen Details wie die unterschiedlichen geschnitzten Holztüren, die von Ostenrieder selbst gemalten Marmorierungen, den alten Beichstuhl, der vor der Treppe angebracht wurde und vieles andere.
Seit 35 Jahren bewohnt nun Familie Hafner das Anwesen, das sie liebevoll im Sinne Ostenrieders bewahrt haben. Dabei hätte das Haus fast der Abrissbirne zum Opfer fallen sollen.
Haus unter Denkmalschutz
Jutta Müller hatte zuvor mit ihrer Familie acht Jahre lang in dem Haus gewohnt. Die drei kleinen Kinder betreute eine Studentin, die dafür ebenfalls im Haus wohnen durfte. Es war Sibylle Schwarzbeck, die sich als Zulassungsarbeit bei ihrer Lehramtsausbildung die Ostenrieder-Villa zum Thema genommen hatte. In ihrer Arbeit hatte sie den einmaligen historischen Wert der Architekten-Villa herausgestellt. Mit Erfolg. 1975 wurde das Haus unter Denkmalschutz gestellt. Freilich befand es sich in einem denkbar schlechten Zustand. Drei Jahre lang hätten sie renovieren müssen, berichtete die derzeitige Hausherrin, die bei der Veranstaltung auch Jutta Müller und ihr ehemaliges Kindermädchen durch die Räume führte.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH