Kleine Igel in Not
In Notquartieren werden sie aufgepäppelt
Die außergewöhnlich milden Temperaturen haben dazu geführt, dass sich Igel noch nicht in den Winterschlaf begeben haben. Doch die kleinen Igel, die eine Gilchinger Familie in ihrem Garten entdeckte, waren trotz der Plusgrade viel zu klein. Etwa 180 Gramm wogen die stacheligen Gesellen, die kaum dem Babyalter entwachsen waren. Dass die nachtaktiven Tiere untertags unterwegs waren, war ein weiteres Zeichen, dass mit den Stacheltieren etwas nicht in Ordnung war. Um für die Winterruhe gerüstet zu sein, müssten die Igel im Spätherbst mindestens 500 Gramm wiegen und natürlich gesund sein.
Die kleinen Tiere wurden eingesammelt und versorgt. Das ist gar nicht so einfach, denn es gibt einiges zu beachten, um Igel wirklich helfen zu können. Das beginnt mit dem geeigneten Futter, das beispielsweise Katzenfutter ohne Soße, die abführende Wirkung hat, sein könnte, über einem Igelgehege, das ausreichend groß, mit einem Rückzugsort und einem Handtuch zum Einkuscheln eingerichtet sein sollte, bis zum Besuch bei einem Tierarzt oder einer Tierärztin, denn viele Igel haben Parasiten wie Zecken, Flöhe, Würmer und bei geschwächten Tieren legen oft Fliegen ihre Eier ab, deren Maden später den Igel quasi von Innen auffressen.
Um zu helfen, ist Initiative von privater Seite gefragt, denn die Igelstationen sind brechend voll. Im Oktober hat die Volkshochschule Herrsching und Starnberger See in einer Kooperativen mit dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) und dem Tierheim Starnberg einen zweitägigen Kurs angeboten, in dem Interessierte alles Wichtige zum Thema „Wie helfe ich Igeln über den Winter?“, erfahren konnten. Referent und Wildtierpfleger Johannes Stroedel betreut seit Jahren die Igel im Tierheim Starnberg und gab seine Erfahrungen weiter. Außerdem wurde ein Helferkreis aufgebaut, der bei der Versorgung, Überwinterung und Auswilderung von Igeln unterstützte und erklärt, welcher Igel Pflege im Haus oder nur ein Futterschälchen im Garten braucht. Denn die Außentemperaturen stellen derzeit keine Gefahr für normale Igel dar.
Igel gehören zu den ältesten Säugetieren. Doch obwohl es sie schon seit mehreren Millionen Jahren gibt, fällt es ihnen zunehmend schwer einen geeigneten Lebensraum und ausreichend Nahrung zu finden. Das Insektensterben macht Insektenfressern wie dem Igel zu schaffen, aber auch die Versiegelung der Umwelt durch Straßen, undurchdringbare Zäune und andere Hürden.
Am besten geholfen ist den Igeln, wenn Garten igelfreundlich sind. Es gibt dort geeignete Unterschlüpfe für Igel und Nistmaterial, wie beispielsweise Blätterhaufen. Wurde ein Igel aufgepäppelt und hat ein Gewicht von etwa 500 bis 600 Gramm erreicht, so kann er bei Plusgraden auch jetzt noch kontrolliert ausgewildert werden.
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