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Rubrik: Gesamt · Ort: fuenfseenland
"Tut endlich was"
Der Bayerische Hof muss unbedingt gerettet werden
Die einstweilige Stilllegung des Traditionshotels Bayerischer Hof samt Cafe Prinzregent und Griechischer Taverne sorgt in Starnberg für Zündstoff. Das 1865 erbaute Gebäude sei einsturzgefährdet, hatte die Stadt mitgeteilt. Viele fragen sich jetzt nicht nur, wie es weitergeht, sondern auch wie es mit dem ehemaligen ersten Haus am Platze überhaupt so weit kommen konnte. Ebenso gilt die Anteilnahme dem langjährigen Pächter Nicolas Schrogl, der sich den Erhalt des historischen Prachtbaus zur Lebensaufgabe gemacht hat. Wie es ihm mit der Entscheidung der Stadt geht, darüber kann man nur spekulieren. Schrogl selber möchte nichts sagen, solange die Zukunft des Hotels noch in der Schwebe ist. Auch wenn er durchblicken lässt, dass er weiter kämpfen will.
Wie konnte das sein
Dafür reden andere, die nicht verstehen können, warum seit Jahren nichts passiert ist. „Es ist ein Trauerspiel“, macht sich ein ehemaliger Mitarbeiter im Gespräch mit dem Starnberger Anzeiger Luft. „Die Stadt hat bislang wenig Interesse an der Sanierung gezeigt.“ Pächter Schrogl sei besonders enttäuscht über die mangelnde Gesprächsbereitschaft gewesen. Immer wieder habe er der Stadt angeboten, sich finanziell erheblich zu beteiligen. „Da hat die Stadt schon mal jemand, der die Sanierung mit ihr zusammen angehen will, und reagiert nicht.“ Dass nicht einmal die offizielle Bewerbung bei dem Interessensbekundungsverfahren vor zwei Jahren dem Rathaus eine Antwort wert war, ruft Kopfschütteln hervor. Der Hotelier hatte mit Unterstützung von Fachleuten zwei unterschiedliche Konzepte eingereicht. Das eine sah die Generalsanierung des Hauptgebäudes für einen siebenstelligen Betrag vor. Das zweite beinhaltete darüber hinaus den Abriss des rückwärtigen Ökonomiegebäudes zugunsten eines Neubaus mit weiteren 22 Zimmern.
Pächter kämpft
Wohl keiner kennt den Bayerischen Hof so gut wie der 41-jährige Nicolas Schrogl. 17 Jahre ist es her, dass er in das Hotel einstieg, seit 2010 als Nachfolger von Rudi Gaugg. Aber kaum hatte er das Cafe auf Vordermann gebracht und alle Zimmer hergerichtet und neu möbliert, da machte ein Paukenschlag die Aufbruchstimmung zunichte. Im Oktober 2011 sperrte die Stadt die oberen Stockwerke wegen Bau- und Brandschutzmängeln. Auf einen Streich musste Schrogl damit leben, dass ein erheblicher Teil der 33 Zimmer unvermietbar war – und, schlimmer noch, dass damit viel Umsatz fehlte, den man in die wünschenswerte Erhaltung des Baus hätte stecken können.
Höchste Eisenbahn
Die vielen treuen Stammgäste, für die das Cafe Prinzregent mit seinem unnachahmlichen Kaffeehaus-Charme so etwas wie das zweite Zuhause ist, halten Schrogl die Stange. „Er hat das vor sich hindümpelnde Haus doch überhaupt erst wieder hochgebracht“, sagen die einen. „Damals vor acht Jahren hätte man relativ wenig Geld in die Hand nehmen müssen, um die Auflagen zu erfüllen“, glauben die anderen. „Warum hat man nicht jedes Jahr etwas beiseite gelegt, um nach und nach den Dachstuhl und die Haustechnik zu renovieren?“ Für die Freunde des Hauses lässt das nur einen Schluss zu: Die Stadt habe in ihrer Rolle als mitverantwortliche Eigentümerin eine große Chance verspielt, den Bayerischen Hof schon frühzeitiger zu sanieren und ihm gemeinsam mit dem langjährigen Pächter eine Zukunft zu geben.
Bürgerinitiative
Der Denkmalschutz macht die Renovierung aufwändig, so viel ist klar. Aber das rechtfertige doch nicht die Abrissbirne, empören sich besorgte Bürger. Sie halten eine Sanierung für möglich, wenn Stadt und Pächter beide Geld reinsteckten, Fördergelder dazu kämen und sich vielleicht noch ein Investor fände. „Es ist höchste Eisenbahn, dass sich endlich alle mal an einen Tisch setzen, die Fakten auf den Tisch legen und eine vernünftige Lösung suchen.“
Die Versäumnisse verärgern die Bürger. Etliche haben bei der Stadt protestiert, andere ihrer Betroffenheit in Leserbriefen Luft gemacht und wieder andere sind dabei, eine Bürgerinitiative zu gründen. So wie damals in den 1980er Jahren, als tausende von Starnbergern mit ihren Unterschriften den Bayerischen Hof schon einmal erfolgreich vor dem Ausverkauf retteten. „Dieser einmalige und stadtbildprägende Bau muss als kultureller Treffpunkt unbedingt erhalten bleiben“, wünscht sich auch Hoteldirektor Klaus Bartels. Niemand kann sich vorstellen, dass nach 150 Jahren wirklich Schluss sein soll. Im Bayerischen Hof jedenfalls hofft man weiter auf einen gemeinsamen Weg. „Wenn alle wollen, kann es eine Zukunft geben.“
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