Haltung zeigen
Starnberger bekennen sich eindrucksvoll zu Europa
Mit einer Kundgebung auf dem Kirchplatz ging am Samstag die „Woche der Demokratie“ zu Ende. Zwar hielt sich das Interesse in Grenzen, jedenfalls was die Teilnehmerzahl angeht. Nur rund 40 Bürger waren der Einladung des „Starnberger Dialogs“ gefolgt, weitaus weniger als am Donnerstag, als 250 gegen die Wahlveranstaltung der AfD protestierten. Doch die Menschen, darunter viele Kommunalpolitiker, die trotz des regnerischen Wetters gekommen waren, machten ihr Bekenntnis zu Europa zu einer Herzensangelegenheit. Viele traten vor ans Mikrophon, um sich in einem persönlichen Statement als leidenschaftliche Europäer zu bekennen.
Statements, die Mut machen
Zunächst zog Grünen-Kreisrätin Martina Neubauer ein Resumee der Veranstaltungswoche, die aus Protest zum AfD-Auftritt ins Leben gerufen worden war. „Der Anlass eint uns über alle Parteigrenzen hinweg“, richtete Landrat Karl Roth dann das Wort an die Umstehenden. Er erinnerte daran, dass freies Reisen und unkompliziertes Arbeiten in 28 Ländern zu den großen Errungenschaften der Europa-Idee gehört. „Demokratie braucht Demokraten“, rief er die Bürger dazu auf, zum Wählen zu gehen. Es schloss sich Ex-Ministerin Sabine Leutheuser-Schnarrenberger an, die vor den Gefahren des Rechtspopulismus warnte.
Rainer Hange, Jahrgang 1941, rief die Schikanen an den früheren Grenzen zum Osten ins Gedächtnis und warnte vor dem Rückfall in finstere Zeiten. Erfreulich, dass sich auch mehrere junge Leute zu Wort meldeten, meist aus den Reihen der Jungen Liberalen. Denn gerade die „Generation Erasmus“ ist schon mit dem Euro und der Reisefreiheit aufgewachsen und kennt kein Geldumtauschen und Arbeitsvisum mehr.
Der frühere Berger Gemeinderat Karl Brunnhuber rief dazu auf, sich weiter an den Partnerschaftsvereinen zu beteiligen, um den europäischen Zusammenhalt zu stärken. Er erinnerte an frühere Jahre, als es mit der Völkerfreundschaft noch nicht so weit her war, und in Dinard von Teilen der Bevölkerung eine schwarze Fahne gehisst wurde, wenn die Deutschen zu Besuch kamen. Zum Glück sei das vorbei.
Positive Signale setzte die Berger Gemeinderätin Sissy Fuchsenberger. „Es macht mir Mut, dass die Fremdsprachenkompetenz der Schüler von Jahr zu Jahr besser wird“, sagte sie. „Ganz anders als wir früher, die wir mit Englisch rumstopselten.“ Nach dem Abschlusswort von Pfarrer Stefan Koch sangen alle die „Ode an die Freude“ als Hymne an Europa.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH