Burschen schließen Frieden
Maibaumklau in Berg sorgt für Riesenwirbel
Der große Maibaumstreit in der Gemeinde Berg ist friedlich beigelegt, nachdem es Riesenwirbel um den Brauchtumsdiebstahl und den dabei entstandenen Schaden gegeben hatte. Und das war passiert: Die Berger Burschen hatten ihren neuen Maibaum gerade erst geholt und in der Wachhütte bei der abbruchreifen ehemaligen Zimmerei Widl deponiert, wo einst der Komponist Arnold Schönberg die Sommerfrische verbrachte, da wurde er gleich am zweiten Tag von den Höhenrainer Nachbarn gestohlen. Sie hatten beobachtet, wie die Wache um acht Uhr am Sonntagmorgen abrückte und schlugen kurzerhand zu. Dafür sägten sie den Zaun zum Grundstück durch, hängten den Baum an den schnell geholten Unimog und zogen ihn bis hinter das Ortsschild auf ein Feld.
Der Diebstahl sorgte innerhalb der Vereine für Riesenaufregung. Die Berger ärgerten sich über die Art und Weise: Von einer „Schneise der Zerstörung“ mit Flurschäden und Sachbeschädigung war da gar in der Zeitung die Rede und von einer „Missachtung des bayerischen Brauchtums“, weil der Baum mit Maschinen- anstatt mit Männerkraft gestohlen wurde. Die Höhenrainer wiederum fühlten sich zu Unrecht als Brauchtumsfrevler dargestellt, die es sich zu leicht gemacht haben.
Muskel- oder Maschinenkraft
Nachdem sich die Gemüter etwas beruhigt hatten, setzten sich Abordnungen der beiden Burschenschaften zusammen, um über den Vorfall zu verhandeln. Die Höhenrainer Burschen stellten klar, dass sie den Baum nicht mit einer Seilwinde aus dem Grundstück herausgezogen hatten, wie es anfangs behauptet worden war, sondern ihn lediglich mit Gurten am Unimog befestigt hatten. Sie nahmen aber auch die Verantwortung für die entstandenen Schäden auf sich.
Von einer „Schneise der Zerstörung“ könne aber keine Rede sein, so eine gemeinsame Pressemitteilung der Burschen. Und das kam bei den Verhandlungen heraus: Die Höhenrainer verpflichten sich, die beschädigten Unterstellböcke und den Zaun zu reparieren. Die Berger erkennen im Gegenzug die Aktion als legitimen Maibaumklau an und erklären sich zu einer Ablöse bereit. Auch wenn über die Frage, ob der Maibaumklau unter Zuhilfenahme von technischen Geräten der bayerischen Tradition entspricht oder nicht, weiter heiß diskutiert wurde.
„Es zeigt sich, dass es in den meisten Fällen nicht mehr möglich ist, den Baum nur mit purer Muskelkraft zu stehlen“, heißt es weiter. Nach der Aussöhnung haben die Höhenrainer den Bergern ihren Baum jedenfalls heil zurückgebracht. Dann sollte die Versöhnung gemeinsam begossen werden. Die Friedensfeier musste wegen des Coronavirus aber noch verschoben werden.
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