„Das Boot“ war ein Welterfolg. Als Buch wurde es ein internationaler Bestseller, als Film sahen es Millionen Zuschauer. Lothar-Günther Buchheim war mit an Bord, als „U-96“ im Zweiten Weltkrieg auf Feindfahrt ging. Nur: so wenig ausgeleuchtet wie die die tiefe See, in die das U-Boot abtauchte, so war bislang auch Buchheims Rolle als Kriegsberichterstatter.
Diese Geheimnisse zu lüften, daran haben sich das Buchheim-Museum und der Journalist Gerrit Reichert anlässlich des Künstlers 100. Geburtstag gemacht. „Buchheim 100 - Die Wahrheit ist ein heikel Ding“, heißt die Ausstellung, die jetzt im „Museum der Phantasie“ eröffnet wurde. Ihr Blickfang ist übrigens das elf Meter lange Originalmodell der legendären „U-96“ aus dem Film.
Bisher speisten sich Kenntnisse aus Buchheims Vita vor allem aus seinen eigenen Schilderungen. Gerrit Richter hat sich in der Biografie „Buchheim 100“ daran gemacht, mehr Licht in das Leben Buchheims als Angehöriger der Kriegsmarine zu bringen und ist zu ganz erstaunlichen Erkenntnissen gekommen. Sein Fazit: Von den 2.200 Kriegsberichtern der Marine war Buchheim einer der führenden. Von 1940 bis 1945 machte er eine steile Karriere.
Als Kriegsberichter sollte er so oft wie möglich von der Front berichten, ein möglichst heldenhaftes Bild von den U-Booten und ihren Kommandanten, den „Jägern im Weltmeer“ zeichnen. Er malte und fotografierte die „Asse“, Kommandanten mit hohen Versenkungszahlen, die Idole im Dritten Reich waren, mit Kapitänsmütze vor schwerer See (in der Ausstellung zum Beispiel Heinrich Lehmann-Willenbrock, das Alter Ego zum Film-„Alten“). Seine Reportagen erschienen in Hochglanz-Magazinen, die Porträts fanden als Postkarten weite Verbreitung, das Bild von Kommandant Engelbert Endrass kaufte sogar Propagandaminister Goebbels. Buchheims Aufgabe war es, ein siegreiches Kriegsgeschehen zu bebildern, das in Wirklichkeit von hohen Verlusten gezeichnet war. An jedem Artikel, jedem Bild verdiente der junge Mann ordentlich. Geld, das er gut gebrauchen konnte, denn auf Druck seiner Familie schickte er von frühester Jugend an alles nach Hause - eine Erklärung für seinen notorischen Geiz in späteren Jahren.
Es ist kein Geheimnis, dass Buchheim damals nur ein einziges Mal auf der U-96 mitgefahren ist. Reichert und die Ausstellung arbeiten aber schön die Trennlinie zwischen Dichtung und Wahrheit heraus.
Der Auftrag des U-Boots war es, im Dezember 1941 im Mittelmeer den englischen Nachschub zu unterbinden. Das sollte neue Propaganda-Stories bringen, weil viele „Asse“ gefallen waren. „Aber die 7. Feindfahrt von U-96 war keine Erfolgsgeschichte“, so Reichert. Dem Boot misslang der Gibraltar-Durchbruch und es kehrte schwer beschädigt zurück.
Wegen des Misserfolgs der Fahrt wurde Buchheims Artikel zurückgehalten. Später nahm man kurzerhand seine Fotos, um damit die 8. Feindfahrt zu illustrieren und zur Erfolgsgeschichte umzudichten. Der Clou: auf dieser Tour war Buchheim gar nicht an Bord.
Was war nun die Wahrheit? Das weiß vielleicht der letzte Augenzeuge von der „U 96“, der 102 Jahre alte Friedrich Grade. Der Ingenieur führte auf dem U-Boot ein geheimes Tagebuch, von dem niemand an Bord etwas wusste. Über Buchheim sagte er: „Buchheim war kein Nazi, das war er sicher nicht, er nahm kein Blatt vor den Mund.“
Originale Filmrequisiten
„Das Boot“ in Bernried: Herzstück der Ausstellung, die bis zum 1. Juli läuft, ist das tauchfähige Filmmodell des U-Boots, eine Leihgabe der Bavaria Film. Das Metallmodell wurde in der Nordsee für Aufnahmen eingesetzt, um realistische Sturmszenen zu drehen. Weil es nicht ganz dicht war, kam dabei fast der Stuntman ums Leben, der es durch die schwere See steuern musste. Aber auch zahlreiche weitere Requisiten aus dem Film sind zu sehen. Die Pullover von Herbert Grönemeyer, der Buchheim im Film spielt und die Lammfelljacke des „Alten“ Jürgen Prochnow, der Tiefenmesser, dessen Ausschlag für den dramatischen Höhepunkt im Film steht. Auch originale Zeitdokumente sind zu ausgestellt, zum Beispiel die Contax-Kamera, mit der Buchheim auf dem U-Boot fotografierte oder die Enigma-Verschlüsselungsmaschine, die damals verwendet wurde. Zahlreiche Kunstwerke, Fotos, Filme und Tondokumente ergänzen die Schau.
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