Gewaltige Sinfonien
Tutzinger Brahmstage feiern 25. Jubiläum mit großem Orchester
Große Ereignisse werfen ihren Schatten voraus: Dieses Jahr wird das Brahmsfestival 25 Jahre und der Komponist hat seinen 125. Todestag. Das ehrenamtlich geleitete Musikfestival wagt sich zum Jubiläum deshalb an etwas noch nie Dagewesenes: Zum ersten Mal führt es die vier Sinfonien von Johannes Brahms in Tutzing auf. „Unsere Idee war es, etwas Besonders zu veranstalten“, sagt Andreas Dessauer, der Vorsitzende vom Freundeskreis Tutzinger Brahmstage. Und noch weitere Neuerungen gibt es in diesem Jahr: Anstatt den üblichen drei Konzertsonntagen im Oktober sind es diesmal vier (ab 9. Oktober). Und sie finden auch nicht wie sonst in der Evangelischen Akademie statt, sondern in der katholischen Kirche St. Josef in Tutzing. „Die Sinfonien brauchen einen großen Klangraum“, erklärt Dessauer. Außerdem muss natürlich auch ein volles Sinfonieorchester mit über 50 Musikern dort Platz finden. Dass die Münchner Symphoniker, ein Orchester von Rang und Namen, nach Tutzing kommen, ist Manfred Frei zu verdanken. Er hat den Kontakt geknüpft. „Sie waren total begeistert und beim Finanziellen sehr entgegenkommend“, berichtete er. Mit den Münchner Symphonikern wurde ein Orchester von Rang und Namen verpflichtet. Die musikalische Leitung hat eine Frau. Die Mexikanerin Alondra de la Parra gehört zu der kleinen Gruppe von Dirigentinnen, denen es gelungen ist, sich international durchzusetzen.
Brahms schrieb vier Sinfonien
Aufgeführt werden die Sinfonien eins bis vier jeweils zusammen mit einer Sinfonie (Nummer sechs bis neun) von Anton Dvorak. Die beiden Komponisten waren eng befreundet. Brahms ermöglichte Dvorak ein Stipendium und half ihm beim Netzwerken. Zwischen den beiden großen Komponisten gibt es auch einen interessanten Briefwechsel, der ebenfalls Thema des diesjährigen Festivals ist. „Ich möchte vor Neid aus der Haut fahren über das, was diesem Menschen so nebenbei einfällt“, schrieb Brahms über seinen Kollegen und Freund. Mit Tutzing verbindet den deutschen Komponisten sehr viel. Hier verbrachte er den Sommer 1873 und komponierte bedeutende Werke. Die Tutzinger Brahmstage gibt es seit 1997. Sie wurden von Christian Lange zum 100. Todestag gegründet und genießen einen guten Ruf. „Sie haben den Charakter eines erlesenen Musikfestivals“, so Elisabeth Carr, die die Veranstaltung ebenfalls unterstützt. Der Vorverkauf hat bereits begonnen. Für den ehrenamtlichen Verein ist es nicht leicht, Jahr um Jahr die Veranstaltung zu stemmen. Die Ticketverkäufe decken höchstens ein Viertel der Kosten, der Rest muss von privaten Sponsoren und öffentlichen Fördertöpfen kommen, erklärte Dessauer. Dieses Jahr konnte zum Jubiläum glücklicherweise ein besonderer Kulturfonds angezapft werden.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH