"Jetzt müssen sie dem Wetter trotzen"
Britischer Künstler schenkt seine Skulpturen dem Museum
Das sind die neuesten Trophäen im Museum Starnberger See: ein wenig an Kopffüßler erinnernde weiße Zylinderskulpturen, die auf fragilen Beinchen vor einer Spiegelwand im Museumshof stehen. Auch wenn sie so aussehen, als ob ein Windhauch sie umblasen könnte – sie sollen hier Wurzeln schlagen. Den Originalnamen „Trophys“ findet der Museumsleiter außerordentlich passend. „Die ersten Museen begannen ja als Wunderkammern von Fürsten, die darin stolz ihre gesammelten Schätze sammelten und erlegten Jagdtrophäen zur Schau stellten“, so Benjamin Tillig. Er hat doppelt Grund zur Freude. Denn der britische Künstler Tim Bennett hat sich dazu entschlossen, die Skulpturen dem Museum zum Geschenk zu machen, weil sie den Besuchern so gut gefallen.
Museen begannen mit Trophäen
Bennett hat ein ungewöhnliches Lieblingsthema. Am liebsten zeigt er Zerstörungsprozesse. „Da geht mein Herz auf“, erklärte er bei einem Pressegespräch. „Aber mir geht es nicht ums Kaputtmachen, sondern mit meiner Kunst kann ich Zerstörungsprozesse sichtbar machen und bewahren.“ So sind das für ihn Trophäen. Konkret zu dem Kunstwerk inspiriert haben ihn abgebrochene Betonbrückenteile, aus denen die Eisenträger herausragen. Perfekte Werkstoffe wie etwa den lupenreinen Michelangelo-Marmor interessieren ihn nicht groß. Spannender findet der Maler und Bildhauer, der an der Münchner Kunstakademie studiert hat und seit 15 Jahren in München und im Allgäu lebt und arbeitet, Neuzeit-Materialien wie Gips und Karton. Diesmal lag die Herausforderung darin, die Skulpturen mittels Beton und Aluguss wetterfest zu machen. „Jetzt müssen sie dem bayrischen Wetter trotzen“, scherzte er.
Es muss jetzt keiner Angst haben, dass aus dem Museum eine Galerie werden soll. Aber Benjamin Tillig findet, dass man mit Kunstwerken spannende Sachen machen kann. „Zeitgenössische Kunst ist eine tolle Sache, wenn es darum geht, historische Ursprünge aufzuarbeiten.“ Im nächsten Jahr sollen Projekte mit regionalen Künstlern folgen. „Einerseits muss ein Museum Regionales ausstellen“, erklärte er die Aufgaben. „Andererseits muss es eine kleine Lokomotive sein, die sich vor die Stadt spannt, um zu einem Perspektivenwechsel zu kommen.“ Tillig möchte also einiges anschieben – man darf gespannt sein.
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