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Rubrik: Gesamt · Ort: fuenfseenland
Leben auf der Roseninsel
Gertraud Wurm erzählt in der Chronik über Johann Raunecker die Geschichte ihres Urgroßvaters
Die Planeggerin Gertraud Wurm hat das Leben ihres Urgroßvaters Johann Raunecker, dem ersten Gärtner mit ständigem Wohnsitz auf der Roseninsel, in einer jetzt erschienenen Chronik erforscht. „Ursprünglich nur als Recherche für meine Familie und Freunde gedacht, verfasste ich ein Büchlein über meinen Urgroßvater mit dem Titel „Johann Raunecker – Gärtner auf der Roseninsel“, wie Wurm erklärt.
"Detaillierte Informationen"
Ihr Urgroßvater war von 1862 bis 1878 königlicher Gärtner auf der Roseninsel, zunächst unter König Max II., dann unter König Ludwig II.. In dieser Zeit wurden die Großmutter der Autorin Wurm sowie sechs weitere Geschwister auf der Roseninsel geboren. Die Tätigkeiten von Johann Raunecker auf der Roseninsel erschließen sich aus den Archivalien des Geheimen Hausarchivs des Wittelsbacher Ausgleichsfonds im Bayerischen Hauptstaatsarchiv, auf die Gertraud Wurm mit Genehmigung des Leiters des Geheimen Hausarchivs, Dr. Gerhard Immler, zurückgreifen durfte. „Im Rahmen meiner Recherchen in zahlreichen Archiven war ich selbst überrascht, welch detaillierte Informationen dort – noch immer – hinterlegt sind“, so Wurm.
Obergärtner und Inelskinder
Der am 8. August 1833 in Dischingen im damaligen Königreich Württemberg geborene Johann Raunecker arbeitete zunächst als Gärtner für das Schloß Taxis, der Sommerresidenz des Fürstenhauses von Thurn und Taxis. Nach seinem Wechsel in die königlich bayerische Gartenverwaltung arbeitete Johann Raunecker ab 1862 als Gärtnergehilfe mit festem Wohnsitz auf der Roseninsel. Nach seiner Heirat mit Franziska Rieder am 9. Februar 1864 wurde 23 Tage später die erste Tochter Franziska (Fanny) auf der Roseninsel geboren. Von später insgesamt acht Kindern waren sieben „Inselkinder“, fünf mit Geburtsort Roseninsel, zwei mit Geburtsort Feldafing. Im Dezember 1878 verließ die Familie Raunecker die Roseninsel und zog an den neuen Dienstort von Johann Raunecker nach Aschaffenburg. Dort war Johann Raunecker „kgl. Hofgarten Controleur“. Später wurde Johann Raunecker zum kgl. Obergärtner am Hofgarten Schleißheim ernannt, wo er 1906 seine aktive Dienstzeit beendete. Seinen Lebensabend verbrachte Johann Raunecker mit seiner Frau Franziska in Fürstenfeldbruck, wo er am 19. April 1912 verstarb.
Alltäglich, besonders, unheimlich
Die Chronik von Gertraud Wurm vermittelt eindrucksvoll, wie das damalige Leben auf der Roseninsel ausgesehen hat. So finden sich beispielsweise Berichte über die schulpflichtigen Kinder des Johann Rauneckers, die bei schlechtem Wetter nicht in die Schule rudern konnten und von ihrem damaligen Lehrer besucht wurden. Ebenso erzählt die sehr interessante Chronik, wie Johann Raunecker bei Grabungen und Untersuchungen des Starnberger Landrichters Sigmund von Schab zu den Pfahlbauten und zu weiteren archäologischen Funden auf der Insel unterstützen und kontrollieren musste. Bei den damaligen Arbeiten an der Veranda am Casino kam es zu Skelettfunden.
Im Oktober 2018 begann Wurm mit den Arbeiten und der Recherche an der Chronik über ihren Urgroßvater. „Nach Fertigstellung der Familienchronik im Mai 2021 erhielt ich aus meinem Umfeld mehrere Rückmeldungen, dass das Leben meines Urgroßopas auf breiteres Interesse stoßen könnte, insbesondere in den Landkreisen Starnberg und München“, so Wurm weiter. Bisher ließ Wurm insgesamt 150 Exemplare der Chronik mit einem Umfang von insgesamt 57 Seiten drucken – 40 Seiten Chronik, 17 Seiten ausführliches Quellenverzeichnis. Derzeit ist die Chronik nicht im Buchhandel erhältlich. Interessierte können sich jedoch per Mail (G.Wurm@web.de) an Gertraud Wurm wenden und ein Exemplar zum Selbstkostenpreis samt Versand für zirka zehn Euro zu erwerben.
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