Radioshow statt Tanzabende
40 gemeinsame musikalische Jahre: Hochberghauser Tanzlmusi feiert Jubiläum
Hochberghausen – eigentlich sollte es sich nach 40 Jahren schon rumgesprochen haben wo dieser Ort liegt. Doch für alle die ihn nicht kennen: auf einer Landkarte kann man ihn nicht finden. Hochberghausen ist ein Kunstname, die Heimat von sieben Musikanten aus Hoch-stadt, Starn-berg und Unter-hausen bei Weilheim, die sich im Sommer 1980 kennengelernt haben. Sie waren damals allesamt begeistert von „Boarischer Tanzmusi“, von Volkstanz und „boarischem Gwand“. Und alle konnten – zu dieser Zeit mehr oder weniger gut – Instrumente spielen, die man für eine gestandene Tanzlmusi braucht.
Vier Mitglieder gingen aus der musikalischen Jugend des Heimat- und Volkstrachtenvereins Starnberg hervor. Liesi Buchner (Akkordeon), Leo Schulz (Gitarre) und Manfred Schulz (Tuba) musizierten bereits als Kinder in verschiedenen Jugend-Volksmusikgruppen des Vereins. Im Starnberger Verein wurde schon damals großes Augenmerk auf das Musizieren der Jugend gelegt. Daraus bildeten sich in der Folgezeit viele Gruppierungen wie z.B. die "Familienmusik Schulz".
Ende der 70er Jahre kam Wolf Birk (Baßtrompete, Flügelhorn) zum Verein. Mit ihm entstand die erste Jugend-Tanzlmusi, mit der man dem großen Vorbild, der Starnberger Tanzlmusi nacheiferte. Bei seinem Wehrdienst lernte Manfred Schulz 1979 den Flügelhornisten Toni Hofer samt Schwester Conny Schulz (Klarinette) aus Unterhausen kennen. Die beiden hatten schon große Erfahrungen mit Blasmusik und kamen durch diese neue Verbindung zur Volksmusik und zum Volkstanz. Bei einem der damals zahlreich stattfindenden Volkstanzabende trafen die jungen Leute noch den Klarinettisten Thomas Buchner. Er stammt aus dem musikalischen Dorf Hochstadt bei Weßling.
Prädikat "ausgezeichnet"
Die eigentliche Geburtsstunde war dann im August 1980 ein gemeinsames Wochenende ins Sarntal/ Südtirol. Im Gasthof Edelweiß in Weißenbach erklangen die ersten Stückl der Musikanten. Bereits im Herbst 1980 gab es die ersten Auftritte und dank fleißiger Proben konnte die Hochberghauser Tanzlmusi im November 1981 in Hochstadt den ersten öffentlichen Tanzabend bestreiten. Viel Arbeit steckte dahinter. Fertige Noten für ihre Besetzung gab es nicht – und so mussten die Stücke aus dem damals zur Verfügung stehenden Volksmusik-Notenmaterial arrangiert und per Hand geschrieben werden. Auch wurde das eine oder andere Stückl vom Radio abgehört und zu Papier gebracht.
In den Anfangsjahren folgten viele Tanzabende – in alten Wirtshaussälen oder Pfarrsälen, im Starnberger und Weilheimer Raum oder in der Landeshauptstadt. Immer wieder gab es Auftritte bei der Trachtenvereinigung „Huosigau“, für den Heimat- und Volkstrachtenverein, für die Stadt oder den Landkreis Starnberg. Höhepunkte waren jedoch die zweimalige Teilnahme am „Alpenländischen Volksmusikwettbewerb in Innsbruck“ wo man 1984 das Prädikat „ausgezeichnet“ erhielt.
Aus Freunden werden Familien
Aus den Musikantenfreundschaften entstanden mit der Zeit dann - bis zum heutigen Tag recht erfreulich intakt - familiäre Verbindungen aus denen wiederum Nachwuchs hervorging, der in diese musikalische Gemeinschaft hineinwuchs. Die Musik der Hochberghauser bekam nach und nach seinen eigenen Stil. Dazu trugen auch viele selbstgeschaffene und -arrangierte Stückl bei. Im Jahr 2000 wurde zusammen mit der Familienmusik Schulz (bei der Leo und Manfred Schulz dabei sind) eine CD produziert und Noten beim Musikverlag Edelmann veröffentlicht. Bereits in den 80-iger Jahren wurden vom Bayrischen Rundfunk die ersten Rundfunkaufnahmen gemacht. Ansteckend hat jedenfalls ihre rassige Art zu musizieren allemal gewirkt, sonst gäbe es nicht seit 1988 auch noch die mit Musikantenfreunden gegründete "Hochberghauser Blasmusik". Aus der Blasmusik heraus ergaben sich wiederum auch kleine Gruppierungen wie das Klarinettenquartett oder die Weisenbläser, die zu feinen Anlässen bzw. im Kirchenraum zu hören sind.
Glücklicherweise konnten die sieben Hochberghauser stets ihr Leben so einrichten, dass man beruflich und familiär in der Region blieb und so kann man bis zum heutigen Tag in der ursprünglichen Besetzung musizieren. Natürlich hab es in 40 Jahren Probleme, Unstimmigkeiten und Streit. Doch stets hat die Musik sie wieder zusammengeführt. Gerade in den letzten Jahren wird wieder verstärkt geprobt und Neues ausprobiert. Die Musi klingt auch nach 40 Jahren weder altmodisch und verstaubt, sondern frisch, lebensfroh und zeitgemäß.
Inzwischen ist der Nachwuchs aus der Hochberghauser Gmoa – wie es oft scherzhaft heißt – längst erwachsen und selbst als Starnberger Fischerbuam, Fischerbuam Tanzlmusi, 2/3-Musi oder Johannigsang zu hören. Den Hochberghauser ist es also gelungen, die boarische Musi und den Gsang auch an die nächste Generation weiterzugeben. Sie haben dafür gesorgt, dass die bodenständige Volksmusik auch am Starnberger See jung und lebendig bleibt.
Auf BR Heimat zu hören
Im Jahr 2020 wollte man nun groß feiern. Doch das Starnberger Burghofsingen sowie ein Volkstanzabend am 17. Oktober mussten wegen der Corona-Pandemie entfallen. Anlässlich ihres 40-jährigen Jubiläums werden die Hochberghauser jedoch am Freitag, 6. November, von 15 bis 17 Uhr auf BR Heimat in der Sendung „Servus“ über 40 gemeinsame musikalische Jahre ratschen
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