Sicherheit ist kein Thema mehr
Weniger Einbrüche: Messebesucher bleiben aus
Sicher ist vor allem eines: Auf der Einbruchschutzmesse in Starnberg war wenig los. Alarmanlagen, Bewegungsmelder, einbruchsichere Haustüren und Fenster, Sicherheitsglas, Schließsysteme, Pilzzapfen zum Nachrüsten, Videosprechanlagen, Schaltungen zu Alarmcentern lockten viel zu wenig Besucher in die Schlossberghalle. Das war vor einem Jahr, als die Messe zum ersten Mal stattfand, mit „enormen Andrang“ noch ganz anders gewesen.
Die Zeit sei ihnen vor allem am Samstag recht lang geworden, sagt einer der Aussteller, der die geringe Resonanz auf das „grandiose Wetter“ schiebt, bei dem „alle zum Langlaufen wollten“. Etwas besser sei es am Sonntag gelaufen, „aber auch da sind die Leute erst um 12 Uhr mittags gekommen“, so Ulrich Weben von einer Alarmanlagen-Firma. Das Thema sei nicht mehr so „sexy“, bedauert auch Messeveranstalter Detlef Garthen. Er tröstet sich damit, dass die Besucher nicht nur zum Schauen kommen würden, sondern „konkreten Bedarf“ hätten.
Die 14 Aussteller sind sich einig: Die sinkenden Einbruchszahlen sind für das schlechte Ergebnis verantwortlich. Was ja eigentlich eine gute Nachricht ist: Tatsächlich verzeichnet die Kriminalstatistik rapide sinkende Wohnungseinbrüche. Im Zuständigkeitsbereich der Polizei Starnberg sind es 63 Prozent. Abschreckend wirken wohl die härteren Strafen, denn Einbrüche werden mittlerweile als Verbrechen geahndet und nicht mehr als Vergehen. Noch in den vergangenen Jahren hatte es einen regelrechten „Hype“ um Einbrecherbanden gegeben, die vor allem in der Dämmerung kamen. „So laufen die durch die Straßen“, sagt Aussteller Christian Buchner und zeigt, wie ein großer Schraubenzieher kinderleicht im Hemdsärmel verschwindet. Eine Sache von zehn Sekunden sei es, damit ein Fenster aufzuhebeln – was er eindrucksvoll demonstriert.
Falsche Polizisten - miese Betrugsmasche
Was die Polizei derzeit mehr beschäftigt, sind die „falschen Polizisten“. In der Statistik lägen die Landkreise Starnberg, Fürstenfeldbruck und Dachau ganz weit vorn, berichtet Josef Dietz von der Kripo Fürstenfeldbruck. 30 Zuhörer lauschen atemlos einem Fall, der sich im Landkreis Starnberg zugetragen hat. Eine 72-jährige Dame im Betreuten Wohnen ging einem „Oberrat Schmidt vom Landeskriminalamt“ auf den Leim, der ihr telefonisch über 20.000 Euro abluchste – „weil der Polizei die Mittel ausgehen“.
Die Betrüger, die zum Beispiel unter falschen Münchner Vorwahlen anrufen würden, sitzen in Wirklichkeit „in der Türkei am Meer in Fünf-Sterne-Hotels, wo sie den ganzen Tag nur telefonieren“, so Dietz. Sie suchen vor allem kurze Telefonnummern und Vornamen heraus, die auf ältere Leute schließen lassen. „Call ID Spoofing“ heißt der neueste Trick, mit dem lokale Telefonnummern vorgetäuscht werden. Dietz empfahl: „Rufen Sie die Nummer zurück, erzählen Sie nichts über Ihre finanziellen Verhältnisse, lassen Sie sich niemals zeitlich unter Druck setzen, öffnen Sie Unbekannten nicht die Haustür.“ Erst letztens sei eine 82-Jährige überfallen worden, ein Mann bedrohte sie mit einem Messer, band sie an einen Stuhl und leckte ihr noch zehn Minuten die nackten Füße, ehe er mit 50 Euro das Weite suchte. Der Täter: ein verwirrter Osteuropäer. Dietz warb eindringlich dafür, „sich nicht dumm vorzukommen“ und im Zweifelsfall lieber bei der Polizei anzurufen. Der richtigen natürlich.
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