Verschönern statt verschandeln
Luppart will junge Sprayer ans Beccult ranlassen
Graffiti, das ist die Kunst der Straßenjungs. Wenn es sich aber um politische Parolen, Männlichkeitssymbole oder die Namen von Fußballvereinen handelt, sind die illegalen Schmierereien kein schöner Anblick. Sie verschandeln die Häuserfassaden, sehr zum Leidwesen der Eigentümer, die sich mit der kostspieligen Entfernung abplagen müssen. Pöckings Kulturreferent und Zweiter Bürgermeister Albert Luppart will aus der Not eine Tugend machen und die jugendlichen Sprayer für ein Kunstprojekt im Bürgerhaus Beccult willkommen heißen.
Graffiti-Wettbewerb
Anlass war ein Vorfall am Haus der Vereine. „Der Treppenaufgang wurde vor einiger Zeit mit einem Schriftzug verunstaltet“, schreibt Luppart. Um Abhilfe zu schaffen, sei er auf das Projekt „Kunst am Bau“ gekommen, das er nun dem Gemeinderat vorstellen will. Der Aufgang zu den Wohnungen soll eine Art Graffiti-Galerie werden, wo junge Künstler ein jährlich wechselndes Kunstwerk anbringen dürfen. „Graffiti und Street Art passen hervorragend zum Beccult“, so der Kulturreferent. Auch Beccult-Architekt Tom Frank sei gleich begeistert von der Idee gewesen und habe sich für die Jugend stark gemacht. Das Ganze soll als Wettbewerb veranstaltet werden. Bewerbungen könnten sich Schulklassen, Einzelkünstlern primär aus Pöcking sowie dem Landkreis Starnberg. Eine Jury soll den mit einem kleinen Preisgeld dotierten Siegerentwurf küren. Von den Vernissagen zum jährlich neuen Kunstwerk verspricht sich Luppart einen Event-Effekt fürs Beccult.
Beispiel Schäftlarn
Wenn sich in diesem Zug noch eine Diskussion über Gegenwartskunst entwickelt, ist das ganz im Sinn des Pöckinger Kulturreferenten. Ein Beispiel, wie so etwas aussehen kann, ist die Spitzkehre zwischen Kloster Schäftlarn und Hohenschäftlarn im benachbarten Landkreis München. Es ist zur Tradition geworden, dass sich die jeweilige Abiturklasse vom Gymnasium Kloster Schäftlarn an der Straßenmauer verewigt. Jedes Jahr verwendet sie viel Mühe darauf, den Zeitgeist mit einem knallbunten Graffiti zu erfassen – meist ist das Ergebnis recht einfallsreich und lädt die Passanten zum Staunen und Schmunzeln ein.
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