"Keller bleibt Keller"
Mittagsbetreuung an der Grundschule Martinsried
„Trotz jahrelanger Versprechen und Zusagen von Seiten der Gemeinde sollen unsere Schulkinder weiterhin in einem „Kellerloch“ zur Mittagsbetreuung untergebracht werden. Schön und kindgerecht ist etwas anderes“, beschwerte sich Alexandra Löffler, Elternbeiratsvorsitzende der Grundschule Martinsried, in einem offenen Brief. Tageslicht gebe es nur über Lichtschächte. Deckenrohre und Linoleum-Fußböden seien ebenfalls nicht stimmungsaufhellend, so Löffler.
Vor 15 Jahren bezog die „Mitti“ (Träger ist die AWO München-Land) die Kellerräume unter der Hausmeisterwohnung, dies galt von Anfang an als Provisorium. Seither gab es viele Gespräche mit der Gemeinde bezüglich Erweiterung und Umzug. „Uns wurde seit langem versrochen, dass wir nach Auszug des Hausmeisterpaares diese Wohnung ebenfalls benutzen dürfen“, so Löffler weiter. „Die Räume sind schließlich gut verbunden und die Wohnung ist lichtdurchflutet.“
Durchschnittlich vier Stunden
Doch nun hat die Schulfamilie erfahren, dass diese Wohnung zur Vermietung an Gemeindemitarbeiter ausgeschrieben wurde. „Wir haben die Gemeinde an ihr Versprechen erinnert. Aber vergebens.“ Auch Schulleiterin Margit Baran-Lander ärgert sich. „Im Juli erfolgte der Auszug. Wir sind alle davon ausgegangen, dass unsere Mittagsbetreuung nun umziehen kann. Auf unsere Beschwerden kam der Bürgermeister zum Ortstermin und meinte nur, dass sich die Räume nicht eignen würden.“
Es ärgere sie ebenfalls, dass die Gemeinde einer offenen Ganztagesbetreuung wenig aufgeschlossen gegenübersteht. „Wenig zeitgemäß“, kommentierte sie. Die Bauarbeiten an den Kellerräumen mit Anböschung, extra Tür nach außen und Ertüchtigung eines Lagerraums für Gruppenarbeit sei „eingeschlafen“. „Aus Geldmangel, hieß es in der Gemeinde. Doch gleichzeitig baut die Gemeinde einen Aufzug für die Schützen an das Schulhaus, für 150.000 Euro“, kritisierte Baran-Lander. „Ganz nebenbei: wir haben als Schule einen Inklusionsauftrag und warten seit zehn Jahren vergebens auf einen Aufzug.“
Und die Gemeinde?
Eine Betreuung in Kellerräumen sei vor 15 Jahren vielleicht noch „einigermaßen in Ordnung“ gewesen. „Damals haben die Kinder ihr Brot mitgebracht und ihre Hausaufgaben erledigt. Jetzt sieht die Sache anders aus. Es wird richtig zu Mittag gegessen und die Kinder professionell pädagogisch betreut.“
„Im Schnitt sind die Kinder vier Stunden hier“, erklärte Leiterin Claudia Siepe. „Ist das Wetter schlecht, bleiben wir die ganze Zeit über hier drin. Natürlich versuchen wir viel mit Gestaltung. Aber Keller bleibt Keller. Bei uns ist es auch im Sommer duster.“ Sie unterstütze die Forderung der Eltern „Raus aus dem Kellerloch“. „Das würde uns allen gut tun und für die Kinder wäre es ein gutes Zeichen.“
Rathaus-Pressesprecherin Martina Sohn erklärte den Standpunkt der Gemeinde: „Die Gespräche darüber, ob eine Wohnung in Martinsried für die Nutzung durch die Mittagsbetreuung geeignet ist, laufen noch. Noch ist nichts spruchreif.“
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