Ringen um den Würmtaler Wald
Kreistag bezieht Stellung im Kiesabbau
Waldallianz mit Vertretern aus Neuried, Planegg, Gräfelfing und Germering beim Landrat: v.l. Andreas Haagner, Christoph Keller, Christian Haugg, Anette Kitzmann-Waterloo, Bela Bach, Nicole Neubauer, Bürgermeister Harald Zipfel, Astrid Pfeiffer, Landrat Christoph Göbel und Vize-Landrätin Annette Ganssmüller-Maluche bei der Übergabe von mehr als 10.000 Unterschriften für den Erhalt des Neurieder Walds in Forst Kasten und der so genannten Dickwiese. (Bild: Roland Zeilbeck)
„Rettet den Würmtaler Wald“: Diese Bürgerinitiative formierte sich, kurz nachdem die Auskiesungspläne im Forst Kasten (das Vorrangsgebiet 804) und der Dickwiese bekannt wurden. „Im April haben wir zum ersten Mal davon erfahren“, so Initiatorin Astrid Pfeiffer. Demnach hatte die Stadt München die Auskiesung des Neurieder Walds europaweit ausgeschrieben. Die bis dahin dort tätige Firma Glück machte daraufhin ihre Auskiesungspläne für die so genannte Dickwiese an der A96 nahe Maria Eich öffentlich.
„Seither machen wir uns für den Erhalt unseres Waldes stark“, so Pfeiffer. „Wir sind gut vernetzt und arbeiten ganz eng mit dem Grünzug-Netzwerk, der Bürgerinitiative Neurieds und der Akteure in Germering, zusammen. Unsere Unterschriftenaktion haben bereits mehr als 10.000 Bürger unterstützt. Das ist unglaublich. Unser erklärtes Ziel ist die Rettung beider Gebiete.“
Über 10.000 Unterschriften gesammelt
In der vergangenen Woche präsentierten die Bürgerinitiativen (BI) sechs Ordner mit Unterschriften dem Münchner Landrat Christoph Göbel. „Beide Gebiete auszukiesen, halten wir für nicht raumverträglich“, betonte Landrat Göbel im Interview. „Im Rahmen des laufenden Raumordnungsverfahrens werden wir diese Meinung vertreten.“ Allerdings bestehe ein Rechtsanspruch auf Auskiesung auf der Vorrangfläche 804 bei Neuried, „dies muss man klar anerkennen. Dazu stehen wir.“
Aus seiner Zeit als Bürgermeister in Gräfelfing stamme übrigens noch der Würmtaler Konsens, die Firma Glück mit ihren unterirdischen Fördermöglichkeiten in der Vorrangfläche 804 zu unterstützen. 2013 hätte er sich gemeinsam mit den Bürgermeistern Annemarie Detsch aus Planegg, Ilse Weiß aus Neuried und Landrätin Johanna Rumschöttel auf die Neurieder Fläche als Auskiesungsgebiet im Regionalplan geeinigt. „Die Dickweise ist bewusst kein Vorranggebiet, weil für uns der Abtransport des Kieses durch das unterirdische Förderband der Firma Glück sehr wichtig war“, erläuterte er.
Raumverträglichkeit in der Prüfung
Er unterstrich die Rolle der Firma Glück als Gräfelfinger Mittelständler. „Die Firma kümmert sich seit bald 100 Jahren vorbildlich um die Kiesgebiete in der Region.“ Die unterirdischen Förderbänder hätten Beispielcharakter. Außerdem werde in vorbildlicher Weise aufgeforstet, so Göbel. „Unser Würmtaler Wald besteht vorwiegend aus flach wurzelnden Fichten, die es in den Trockenperioden besonders schwer haben.“
Eine Rekultivierung mit wertvollem Baumbestand sei deswegen „äußerst zukunftsweisend“. Allerdings entscheide letztendlich die Regierung von Oberbayern darüber, ob die Auskiesung beider Flächen raumverträglich sei. Und für sich alleine genommen sind beide Flächen „juristisch durchaus raumverträglich. Das ist das Problem“, so Göbel.
Entschiedener Kreistag
Der Kreistag sah dies genauso. Die Sitzungsvorlage: „Zwei großflächige Abbaugebiete sind hinsichtlich der Auswirkungen auf Natur- und Landschaftsschutz sowie die Erholungsfunktion des Raumes nicht raumverträglich.“ verabschiedeten die Kreisräte einstimmig.
„Sehr bedauerlich“, kommentierte Astrid Pfeiffer. „Wir verstehen nicht, dass nicht der Regionalplan an sich diskutiert wird. Es kann doch nicht sein, dass am Ende eines Verwaltungsprozesses der ganze Wald gefällt wird. Zumal die unterirdischen Förderbänder der Firma Glück sicherlich nicht von einem eventuellen Gewinner der europaweiten Ausschreibung genutzt werden. Hier trägt auch die Stadt München Verantwortung!"
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH