Hilfe für Geflüchtete
Was wird für ukrainische Menschen im Würmtal getan?
Das Planegger Bürgerbüro hat Verstärkung bekommen. Nodari Bagrationi, georgischer Staatsangehöriger mit ukrainischer Familie hilft beim Übersetzen und beim Gespräch mit ukrainischen Geflüchteten. Bagrationi hat in seiner Heimat Georgien Deutsch auf Lehramt studiert. „Ich habe nie in dem Beruf gearbeitet. Aber jetzt kann ich mein Wissen gut gebrauchen“, sagte er. Mehrere Kriege und Fluchten hat er schon hinter sich. „Wir sind froh, dass wir in Krailling untergekommen sind. Die Menschen hier sind sehr nett.“
Jede Würmtalgemeinde hat bisher Ukrainer aufgenommen. In Planegg sind 152 gemeldet, in Krailling 76, in Gräfelfing über 200 und in Gauting über 270 Geflüchtete. Laut Landratsamt Starnberg wohnen die allermeisten, nämlich fünf Sechstel, in Privatunterkünften. Alle anderen wohnen in Gemeinschaftsunterkünften. Planegg hat dafür das Wittmann-Haus in der Pasinger Straße hergerichtet.
Dank für die Hilfsbereitschaft
Der Planegger Bürgermeister Hermann Nafziger bildet gemeinsam mit seiner Stellvertreterin Judith Grimme, Kämmerer Peter Vogel, Geflüchteten-Beauftragter Mohamed Chadid und der Öffentlichkeitsreferentin Kiki Xander das Krisenteam. Sie koordinieren Hilfe, Wohnmöglichkeiten und finanzielle Zuwendungen in enger Absprache mit dem Landratsamt.
Trotz Sprachproblemen und bürokratische Schwierigkeiten bei den Registrierungen sei Planegg „auf einem guten Stand. Wir sind froh, dass alles reibungslos verläuft.“ Die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung sei enorm sowohl was Hilfe als auch die Bereitstellung von Wohnraum anbelangt. „Viele Helfer opfern ihre komplette Freizeit. Das muss ganz hoch gewürdigt werden“, lobte Nafziger. „Die Anteilnahme ist wirklich sehr groß.“
Schulpflicht und Kinderbetreuung meistern
Die meisten Flüchtlinge aus der Ukraine sind Frauen und Kinder. „Deswegen ist die Kinderbetreuung eigentlich unser Hauptproblem“, so Nafziger. „Die Grundschule Planegg hat 21 Kinder aufgenommen und teils sogar ein Zoom-Unterricht mit einer ukrainischen Grundschule organisiert.“
Im Moment sind die Schüler in einer Klasse zusammengefasst, sollen aber nach den Osterferien auf die Klassen verteilt werden. „Das ist ganz im Sinne der Integration. Das Engagement unserer Grundschule ist wirklich bemerkenswert“, lobte Nafziger. „Die Kinder der Geflüchteten werden drei Monaten nach der Ankunft hier schulpflichtig. Darauf reagieren wir mit einem möglichst optimalen Angebot.“
Begegnungskreis in der Waldkirche
Auch das Feodor-Lynen-Gymnasium und der Campus Lochham integrieren nach Kräften die jungen Ukrainer. Schwieriger ist die Betreuung der Kindergarten- und Krippenkinder. „Das ist eine wirklich große Herausforderung für uns, weil wir schon vorher knapp mit Plätzen waren“, meinte Nafziger weiter.
„Der Platz ist nicht das Problem, aber das Personal. Vielleicht können wir unter den geflüchteten Frauen einige Helfer finden.“ Würmtalweite Unterstützung leisten auch die Helferkreise. Zum Beispiel organisieren sie Deutschkurse und ein Begegnungscafé in der Waldkirche an jedem Montagnachmittag.
Besondere Situation der Geflüchteten aus der Ukraine
Allerdings schauen die längst angekommenen Flüchtlinge ganz genau auf die Situation mit den Ukrainern. Denn wie Nafziger erklärte, dürfen die Ukrainer ab dem ersten Tag nach der Registrierung arbeiten. Einen Asylantrag brauchen sie im ersten Jahr nicht stellen. Unter Vorlage ihres ukrainischen Passes dürfen sie kostenlos den ÖPNV nutzen.
Und ab Juni erhalten sie generell Hartz IV – Bezüge inklusive der Krankenversicherung. „Wir führen viele Gespräche“, meinte der Planegger Geflüchteten-Beauftragter Mohamed Chadid dazu. „Von einer Unterbringung der Frauen und Kinder aus der Ukraine in die Gemeinschaftsunterkünfte wird erstmal abgesehen. Wahrscheinlich werden bei Bedarf neue Unterkünfte gebaut. Die Unterschiede in Herkunft und Kultur sind einfach zu groß.“
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