Misshandelt und ermordet
Wanderausstellung "Euthanasie" im Rathausfoyer Gauting
Die Wanderausstellung „‚Euthanasie‘ im Landkreis Starnberg“, die vom 27. April bis 10. Mai im Gautinger Rathausfoyer zu sehen ist, erinnert an die Opfer der „Euthanasie“, die während der Zeit des „Dritten Reichs“ im Landkreis Starnberg stigmatisiert, misshandelt und ermordet wurden. Zwei Veranstaltungsabende flankieren die Ausstellung.
Biografien der Opfer
Kreisarchivpflegerin Dr. Friedrike Hellerer erläutert am Eröffnungsabend um 19 Uhr in einem mit Zeitdokumenten angereicherten Vortrag Hintergründe der Thematik. „Nachdem ich mich in meiner Dissertation mit den NS-Tätern beschäftigt habe, habe ich mich nun den Opfern zugewandt", erläutert Hellerer ihre Motivation zur Ausstellung, die als Wanderausstellung durch Schulen und Rathäuser konzipiert ist.
Am 10. Mai um 18.30 Uhr ist Prof. Michael von Cranach, einer der führenden Experten zum Thema „Euthanasie“ im Nationalsozialismus im Rathaus zu Gast, im Gespräch mit dem Autor Robert Domes, Autor des Tatsachenromans „Nebel im August“ und Ausstellungsmacherin Friedrike Hellerer.
Die Biografien auf den Schautafeln im Gautinger Rathausfoyer stehen stellvertretend für die 50 dokumentierten Opfer im Landkreis, die im „Dritten Reich“ ermordet wurden, weil sie behindert oder krank waren. Und sie stehen auch für die als „erbkrank" stigmatisierten Männer und Frauen, die zwangssterilisiert wurden.
Gift, Hunger und Vernachlässigung
Während der Zeit des „Dritten Reichs“ kamen durch die sogenannte „Euthanasie“ mehr als 200.000 Menschen in Deutschland ums Leben. Von einer menschenverachtenden Rassenideologie zu „lebensunwertem Leben“ und zu „Ballastexistenzen“ deklariert, gingen nationalsozialistische Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegerinnen und Pfleger daran, ihre geistig und/oder körperlich eingeschränkten Schützlinge nach und nach durch Gift, Hunger und Vernachlässigung umzubringen. Im Landkreis Starnberg gab es mindestens 50 solcher Opfer der „Euthanasie“ – deutlich mehr als jüdische Opfer. Den Opfern will die Ausstellung ein Gesicht geben und dazu beitragen, dass ihre Geschichte und ihr Schicksal nicht vergessen werden.
Interessierte sind herzlich eingeladen, die Ausstellung zu besuchen und an den genannten Veranstaltungen teilzunehmen. Die nächste Ausstellungsstation ist im Otto-von-Taube-Gymnasium Gauting geplant.
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