„Langfristig anlegen“
Planegger Jugendreferentin gibt Rückschau und Ausblick
Ende 2019 richtete die Gemeinde Planegg die Stelle eines Jugendreferenten ein und holte sich dafür die 46-jährige Kerstin Barth mit Erfahrung im Streetworker-Bereich und beim Kreisjugendring Bad Tölz. „Ich verstehe mich als Scharnierstelle für Jugend, Politik und Gemeinde“, meinte damals Barth. „In diesem Sinne sehe ich mich als Multiplikator und weniger als Oberhaupt für alle Jugendfragen.“
Es gehe um Kommunikation, Verantwortung und Vertrauen. „Mein großes Ziel ist es, den Jugendlichen Verantwortung zu übertragen, damit sie dies im praktischen Rahmen anwenden können und lernen, mit Verantwortung im Gemeinwesen umzugehen. Nur so können sie ihre Stellung in der Gesellschaft finden“, so Barth zu Beginn. Sie plante viele Gespräche mit den Jugendgruppen in der Gemeinde. Mit Corona konnte allerdings keiner rechnen und auch nicht damit, dass ein Sich-Treffen und Austauschen auf ein absolutes Minimum reduziert sein würde.
Foto-Challenge, Jugendkonferenz, Azubi-Börse
Nun gab Barth Rechenschaftsbericht vorm Gemeinderat. Denn schließlich ist ihre Stelle nur bis Oktober 2021 befristet. Über eine Verlängerung muss der Rat befinden beziehungsweise das weitere Vorgehen feststecken. „Der Kontakt ist derzeit schlecht, im Sommer ging es leidlich, dann brach der Kontakt wieder ab“, erklärte die gefrustete Barth. „Die Jugendlichen fühlen sich beobachtet und sind skeptisch. Corona macht eben was mit den Leuten.“
Eher noch würden sich Jugendliche ans Waaghäusl mit seinen vielen Angeboten, wie die Homeschooling-Plätze ab 8 Uhr morgens, wenden. Entsprechend eng sei die Zusammenarbeit zwischen der Jugendreferentin und dem Waaghäusl. Gemeinsam würden einige Projekte laufen. „Für alles braucht man aber einen langen Atem“, so Barth. Sie stellte dem Rat ihre Planung für 2021 vor und verwies auf die aktuelle Foto-Challenge „Gute Plätze – schlechte Plätze“, ihre Initiative einer Jugendkonferenz mit Schulen und Kreisjugendring am 17. März oder der ganz neuen Idee einer „Last-Minute-Azubibörse“ mit Wirtschaftsförderin Bärbel Zeller. Von den Räten sammelte Barth Schlagwörter für die Jugendarbeit in der Gemeinde und bekam mit „wichtig“ oder „unverzichtbar“ viel Lob.
Braucht's einen Jugendbeirat?
Dennoch stellt die CSU den Antrag auf Installation eines Jugendbeirats. „Das ist ein Schaufensterantrag“, kritisierte Fritz Haugg (FDP). „Wir haben mit dem Jugendforum und der Jugendreferentin eine funktionierende Plattform für Jugendliche. Da ist doch die Basis fürs gute Miteinander gelegt.“
Gegenwind zum Antrag gab es auch aus SPD-Reihen. „Eine ganz tolle Arbeit unter schwierigen Verhältnissen“, lobte Roman Brugger die Jugendreferentin und plädierte auf Vertagung der Diskussion. „Ich kann dem nur zustimmen“, so auch Angelika Lawo (grüneGruppe 21). „Vertrauen mit Jugendlichen baut man langsam auf. Da muss Kontinuität erkennbar sein.“ Und auch Cornelia David (Freie) stellte sich dagegen, einen Jugendbeirat aus dem Boden zu stampfen. „Wir haben schon sehr gut funktionierende Einrichtungen für Jugendliche. Denen sollten wir auch mit Vertrauen begegnen. Jugendarbeit muss man langfristig anlegen. Die Arbeit unserer Jugendreferentin verdient wirklich großes Lob.“
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