Miteinander reden
Fünfte Würmtaler „Mahnwache für unser Grundgesetz“ in Coronazeiten
Seit 18. April treffen sich allsamstäglich Bürger vorm Bürgerhaus Gräfelfing zur „Mahnwache für unser Grundgesetz“. Die zweistündigen Veranstaltungen beinhalten stets ein kleines Programm mit Einspielern aus dem aktuellen Tagesgeschehen, Redebeiträgen von Würmtalern, Interaktion mit den Zuschauern und viel Livemusik. Alles erfolgt unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln und unter den wachen Augen der Planegger Polizei.
Beim fünften Treffen standen sich 20 Organisatoren, Redner und Unterstützer den knapp 50 Zuschauern und Passanten gegenüber. „Wir haben einiges zum Informieren, zum Wundern und Schmunzeln dabei, denn mit Humor ist manches Ernste leichter zu ertragen“, eröffnete Mitorganisator Thomas Langhoff die Mahnwache. Er erklärte die Grundidee der Treffen so: „Nach dem Lockdown und der einsetzenden Isolation beschlich mich das Gefühl, dass alle dasselbe denken, nur ich nicht. Das machte mich noch einsamer.“ Es fehlten der Austausch und die Diskussion über die schwierige, ungewohnte Situation. Doch wie es sich herausstellte, ging es vielen Menschen ebenso.
„Je länger die Krise dauert, desto wichtiger ist Kultur“
„Unsere wöchentlichen Mahnwachen möchten Menschen zusammenbringen, alle Seiten der momentanen Krise beleuchten und Mut machen. Und wir möchten in Austausch treten.“ Erst im Austausch werde das Geschehen inklusive aller Bedenken über eingeschränkte Grundrechte, über widersprüchliche Anordnungen und Zahlen, über Existenznöte und Zukunftsängste leichter zu verarbeiten.
Diesmal stand zunächst die Würmtaler Kultur im Fokus. Der Gautinger Kinobetreiber Matthias Hellwig sprach über die Ungewissheit der Situation für Künstler und Kulturschaffende. „Wir wissen nicht, wann und wie wir wieder öffnen können. Im Raum steht der 2. Juli, dann hätten wir dreieinhalb Monate geschlossen gehabt. Dabei ist Kultur essentiell. Wir zeigen den Menschen Bilder und Geschichten, durch die sich das Leben aus anderen Perspektiven betrachten lässt. Das gibt Kraft, auch Kraft gegen Angst. Je länger die Krise dauert, desto wichtiger ist Kultur“, meinte er und verwies auf die „katastrophale finanzielle Lage“. Dem stimmte Musiker Felix Stross vom Kulturförderverein Würmtal zu. „Wir dürfen erst jetzt Anträge auf Unterstützung stellen“, berichtete er. „Die Bearbeitungsdauer und der Ausgang der Anträge ist noch völlig ungewiss.“
Auch Monika Bezdek vom Stockdorfer Eltern-Kind-Programm e.V. (EKP) sprach über ihre Situation. Das EKP sei geschlossen, nicht systemrelevant und somit momentan nicht förderbar. „In unserer Arbeit geht es immer nur um die Kinder und Familien und darum, den Kindern zu vermitteln, was unser Leben ausmacht“, erklärte sie. Es tue weh zu sehen, wie Kinder und Familien in der Krise überfordert seien und allein gelassen würden. Aus dem Grund habe sich das EKP zu einem Crowdfunding entschlossen, um Mittel für Projekte zu sammeln. „Mein Eindruck ist leider, dass der soziale Bereich unseres Lebens und generell das Ehrenamt sich selbst überlassen bleiben. Das macht mich traurig und wütend.“
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