Bücher im Bahnhof
Viele Ideen für die Weßlinger Wartehalle
Vor der Weßlinger Bahnhofshalle hingen bunte Luftballons und es konnte bereits in einer Kiste mit Büchern gestöbert werden. Die Halle selbst hatte sich für zwei Tage in eine riesige Buchhandlung verwandelt. Allerdings handelte es sich dabei nicht um neue Ware, sondern um Spenden von den Bürgern sowie um aussortierte Bücher aus der Bibliothek. Die Gemeindebücherei Weßling hatte zum großen Bücherflohmarkt eingeladen. An den Wänden standen Regale und in der Mitte des Raums große Tische, an denen die Büchereimitarbeiterinnen die Bücher nach Sachgebieten wie Romane, Krimis, Kinderbücher, Kochbücher oder Zeitschriften sortiert hatten. Zwei Tage lang hatten Katrin Scheuren und Cornelia Rhomberg gemeinsam mit Helfern die rund 3.000 Bücher aufgebaut. Manche Bücher waren sogar noch original verpackt. Die Bibliothekarinnen wollten mit dem Bücherflohmarkt auch auf ihren Wunsch nach mehr Platz aufmerksam machen.
Die Gemeindebücherei ist bereits im Gebäudeteil neben der Bahnhofshalle untergebracht und hofft auf einen weiteren Teil des Gebäudes, um erweitern zu können. Derzeit bietet die Bücherei rund 2.500 Kinder- und Jugendbücher, 2.500 Romane und 1.000 Sachbücher sowie Zeitschriften. Die Nutzung ist kostenfrei. Geöffnet ist dienstags von 15 bis 17 Uhr, mittwochs von 10 bis 12 Uhr und donnerstags von 17 bis 19 Uhr.
Raum für Ausstellungen
Derzeit steht die Bahnhofshalle noch leer. Die Gemeinde überlegt, wie sie genutzt werden könnte, wenn das ganze Gebäude einmal ganz von der Bahn übernommen wird. Auch im Ausschuss für gemeindliches Leben hatten Gemeinderäte Vorschläge gesammelt. Das Gremium sympathisiert damit, dass die Halle zum Treffpunkt für die Weßlinger Bürger werden könnte. Dafür könnte beispielsweise ein Café oder Brotzeitstation eröffnen. Kleinkunst mit Konzerten und Lesungen wäre möglich. Auch für die Jugend könnte sich das Gremium eine Nutzung vorstellen – vielleicht mit Kicker, Billardtisch und Spielen.
Aber es gab auch bereits Anfragen, in dem Gebäude eine Brauerei, einen Fahrradverleih oder Workshops anzusiedeln. „Die Weßlinger Künstler bräuchten dringend einen Raum für Ausstellungen“, ergänzte Katrin Scheuren beim Bücherflohmarkt. In der Halle könnten sich die Mitarbeiterinnen auch Schulklassen- oder Kindergartenveranstaltungen vorstellen, In den Vorweihnachtszeiten hatten Weßlinger Künstler und Kunsthandwerker bei einer Verkaufsausstellung die Bahnhofshalle bereits belebt, was in der Öffentlichkeit auf positive Resonanz gestoßen war. Bevor entschieden wird, sollen sich alle Interessenten zusammen setzen, damit ein Gesamtkonzept entwickelt werden kann. „Wir müssen einen guten Kompromiss finden, es muss sich aber auch rentieren“, fasste es Bürgermeister Michael Sturm in Worte.
Das Bahnhofsgebäude wurde im Rahmen des Bahnausbaus von Pasing nach Herrsching errichtet. Die Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen hatten die Strecke 1903 als Lokalbahn in Betrieb genommen. Es war der Beginn des Ausflugsverkehrs von München in das Fünfseenland. Wegen des erwarteten Andrangs wurden stabile Bahnhofsgebäude aus Stein, statt der damals üblichen Holzgebäude errichtet, die mit Toiletten und Waschräumen sowie einer Güterhalle mit Rampe ausgestattet waren.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH