"Color your Mind"
Kurzfilm aus Wörthsee feiert Premiere
An diesem Abend war der kurze Vorfilm „Color your Mind“ für die Besucher des Kino Open Airs des Fünfseen-Filmfestivals die Hauptattraktion. Axel Werner, Komponist und Regisseur des Streifens aus Wörthsee, feierte mit dem zweiten Teil seiner zwölfteiligen Sammlung von Klavierstücken, „Blue Hour Collection“, Weltpremiere. Gemeinsam mit Produzent Peter Mang war er auf die Festivalwiese im Seebad an den Starnberger See gekommen, wo sie Filmfestleiter Matthias Helwig zu dem Werk befragte.
Der Film sei eine Hommage an die Freiheit, betonten die Filmmacher. Die Szenen, die teilweise in der Schlosserei Otto Erb in Walchstadt (Wörthsee) und im Kurfürstensaal von Kloster Fürstenfeld gedreht wurden, führten die Zuschauer in das Jahr 1871. „Uns faszinierte die Spannung des späten 19. Jahrhunderts mit seinen krassen Widersprüchen, die wir auf andere Weise auch heute erleben“, erläuterte Werner. Bei ihm ist das auf der einen Seite die düstere Werkstattatmosphäre, in der Arbeiter geknechtet werden. Frei nach dem Motto „die Gedanken sind frei“ wandelt sich die Szenerie. Eine Arbeiterin flieht in Gedanken in das Reich der Fantasie. Statt der grauen Lumpen hat sie nun ein duftiges weißes Kleid an und tanzt durch einen barocken Palast. Damit werden damalige Kontraste wie die Ausbeutung der Arbeiter während der Industrialisierung und die wunderbare Kunst der Spätromantik in Bilder und Noten umgesetzt. „Die Kunstwerke waren das Ergebnis einer inneren Befreiung“, lobte Werner.
Axel Werner spielt die Musik selbst
Der Unternehmensberater, der bereits seit der Jugendzeit komponiert, hat sich mit den Filmen einen Lebenstraum erfüllt. In kurzen Einblendungen sieht man ihn im Film auch selbst Klavier spielen. Was so spielerisch aussieht, habe jedoch unglaublich viel Arbeit bereitet, verrieten Mang und Werner. Im Ergebnis wirkt alles dank der einfühlsamen Choreografie von Maged Mohamed und der raffinierten Kameraführung von Frank Meyer ganz fließend und leicht. In einem Moment befindet man sich in der Werkstatt, aus der Bewegung hinaus wird die Tanzfigur plötzlich im Kurfürstensaal fortgesetzt. Nach und nach folgen die anderen Arbeiter und schließlich sogar der Aufseher der Gruppe, die Befreiung der Gedanken setzt Kräfte frei, die auf den Alltag wirken. Die Hierarchie bricht einem partnerschaftlichen Miteinander Bahn. Mit diesem Streifen wolle er einen Impuls geben, dass die Menschen wieder „raus aus dem inneren Lockdown und hin zu Kreativität und Freiheit finden“, so Werner. „Color your Mind“ quasi als Motto für die kulturell eingeschränkte Corona-Zeit,für den Neuanfang nach hoffentlich bald überstandener Pandemie.
Eigentlich hat Werner seinen Musikzyklus für die Bühne geschrieben. Wegen Corona wurde auf Film ausgewichen. Ein Glücksfall, denn die bisher erschienenen beiden Filme entfalten eine starke Intensität, derer sich der Zuschauer nicht entziehen kann. Der erste Film „Come Closer“ hatte im vergangenen Jahr Premiere auf dem Filmfestival und mittlerweile 29 Preisen und Ehrungen bekommen. Beide Filme können im Internet gesehen werden.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH