Weihnachten auf dem Land
Kreisbäuerinnen berichten von ihren Traditionen
In früheren Zeiten begann für die Landwirte die „stade Zeit“, wenn die Ernte eingefahren und die Felder für den Winter vorbereitet waren. Heute ist von Ruhe keine Rede, denn in der Adventszeit ist der Terminkalender bei den meisten gespickt voll. In diesem Corona-Jahr ist unfreiwillig wieder Stille in die Haushalte eingekehrt. Auch bei Kreisbäuerin Anita Painhofer aus Geisenbrunn und ihrer Stellvertreterin Christa Wagner aus Hadorf (Starnberg). Statt Unmengen an Plätzchen, Stollen und Lebkuchen für diverse Weihnachtsfeiern, -märkte und -basare zu produzieren, haben die beiden sich auf die Lieblingsplätzchen der Familie beschränkt.
Auf dem Hof von Anita Painhofer wird Ackerbau betrieben. Zuckerrüben, Raps, Mais, Getreide und Kartoffeln werden angebaut. Dank der eigenen Feldfrüchte sind die saftigen Kartoffellebkuchen der Kreisbäuerin weithin bekannt. Drei erwachsene Töchter hat sie und zwei Enkelkinder. Familie, Hof und Haushalt beanspruchen sie stark, trotzdem nimmt sie sich Auszeiten für ihre Hobbys. Überall im Haus sieht man die filigranen Klosterarbeiten, die sie selbst gemacht hat. In einer gläsernen Vitrine liegt ein Fatschenkindl, das in prunkvoll verzierte Stoffe gewickelt ist. Feine Perlen hat Painhofer mit Gold- und Silberdraht zu Sternen- und Engelanhängern verarbeitet. Aus dem eigenen Wald wurden Nadelzweige geholt, mit denen Haus und Hof liebevoll für Weihnachten geschmückt und der Adventskranz gebunden wurden.
Weihnachten wurde ein Schwein geschlachtet
In Hadorf bei Christa Wagner hört die Arbeit auch in der stillen Jahreszeit nicht auf. Sie hat drei große Söhne, einen Haushalt und auf dem Hof warten 50 Pensionspferde in Offenställen und Boxen darauf, gefüttert oder ausgemistet zu werden. Dazu kommen noch die drei eigenen Pferde. Liebevoll schmückt die stellvertretende Kreisbäuerin mit Zweigen, Kerzen, Laternen und Türkränzen Haus und Hof. Für die Krippe gibt es frisches Moos. Sie wird im Advent aufgestellt. Maria, Josef und das Christuskind werden aber erst am 24. in den Stall gestellt.
Bei den Painhofers kommt die Krippe sowieso erst am Heiligen Abend unter den Christbaum. „Da hat jede Familie ihre eigene Tradition“, lacht sie. Gerne erinnern sich beide an frühere Zeiten. „Damals wurde traditionell zu Weihnachten ein Schwein geschlachtet“, so Painhofer. Alle hätten sich auf die frisch gebrühten Weißwürste mit Breze oder die Schweinswürstl mit Sauerkraut gefreut. Auch die Plätzchen wurden erst am 24. Dezember aus ihren Dosen geholt. Die Kombination aus fetten Würsten und gehaltvollen Plätzchen sei aber nicht jedem Kindermagen bekommen. Vor allem wenn spätabends noch der Besuch der Christmette den Tagesrhythmus der Kleinen durcheinander gebracht hätte, schmunzelt Painhofer. Heute ist alles entspannter. Ein Besuch der Kirche und anschließend des Familiengrabs seien aber nach wie vor „ganz wichtig“, versichert Painhofer.
Kartoffellebkuchen von der Kreisbäuerin
Zutaten: 350 g mehlige Kartoffel, 270 g Zucker, 1 Päcken Vanillezucker, 3 Eier, 250 g gemahlene Haselnüsse, 75 g Trockenfrüchte, 225 g Mehl, ½ Tüte Backpulver, 2 Teel. Lebkuchengewürz, Oblaten. Zubereitung: Kartoffel heiß durch die Kartoffelpresse pressen. Eier und Zucker schaumig rühren, alle weiteren Zutaten und die Kartoffeln locker unterheben. Auf Oblaten setzten und bei 160 Grad Umluft circa 25 Minuten backen. Mit Schokokuvertüre überziehen, evtl. mit Nüssen verzieren.
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