Wertschätzender Umgang
Realschüler setzen sich gegen Diskriminierung ein
Es sind zwei einfache Sätze, die aber für Realschuldirektorin Rita Menzel-Stuck den Gedanken von „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ sehr gut ausdrücken: Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu“ und der Ausspruch von Seneca: „Was das Gesetz nicht verbietet, verbietet der Anstand.“ Seit 2015 hat sich die Realschule Herrsching mit ihren rund 1.000 Schülern verpflichtet sich gegen Rassismus einzusetzen. Die Idee dazu hatten die beiden Sozialkundelehrer Nicole Thiemann und Stefan Klobeck nach einem Seminar an der Tutzinger Akademie für Politische Bildung. Unterstützt wurden sie von der Direktorin: „Mir war es schon immer wichtig gegen jede Form von Diskriminierung, Mobbing und Gewalt vorzugehen“. Um den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ zu erlangen, mussten einige Kriterien erfüllt werden. Die Lehrer und Schüler erarbeiteten ein Handlungs-Konzept, entwickelten Initiativen gegen Diskriminierung und Gewalt und verpflichteten sich jährlich ein Projekt zu dem Thema an der Schule durchzuführen. Als Schulpaten haben die Herrschinger Moderator Willi Weitzel gewinnen können. Den Schülern gab er bei der Feierstunde mit auf den Weg, andere so zu behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte, „egal ob schwul oder lesbisch, groß oder klein, dick oder dünn“.
„Schule ohne Rassismus“ (SOR) sind in Herrsching keine leeren Worte geblieben. So wurde an der Schule im Rahmen der „Woche der Toleranz“ eine Ausstellung über Flüchtlinge initiiert. Für die Ausstellung „Wir begegnen Flüchtlingen“, haben die Realschüler den 2. Preis im Wettbewerb „Hinschauen & anpacken“ 2015 der Realschulen in Oberbayern West gewonnen. Bei dieser interaktiven Ausstellung wurde an verschiedenen Stationen das Thema „Flucht“ unter unterschiedlichen Blickwinkeln bearbeitet. Weitere Aktionen waren eine Schnitzeljagd für Flüchtlingskinder durch Herrsching, Hilfe bei den Hausaufgaben für Flüchtlingskinder und im letzten Schuljahr hat die Gruppe ein Video gedreht, in dem erklärt wird, was es bedeutet, eine „Schule ohne Rassismus“ zu sein. Außerdem wurden in den siebten Klassen Anti-Diskriminierungsseminare von den Schülern der SOR-Gruppe durchgeführt.
Video über die Folgen einer "verrohten Sprache"
In diesem Schuljahr ist die Projektgruppe dabei, ein Video zu erstellen mit der Frage, ob eine „verrohte Sprache“ auch zu einer „verrohten Gesellschaft“ führt.
Der Anti-Rassismus-Gedanke ist auch im jährlich stattfindenden Werte- und Kompetenztag verankert, an dem sich die zehnten Klassen mit dem Thema „Rassismus“ beschäftigen. In den letzten Jahren wurden Experten eingeladen wie der Filmemacher Peter Ohlendorf, der seinen Film „Blut muss fließen“ vorgestellt hat oder Manuel Bauer, ein Aussteiger aus der rechtsextremen Szene. Vor zwei Jahren hat die Poetry-Slammerin Pauline Füg mit Schülern einen Workshop zum Thema „Rassismus“ durchgeführt.
Ob und was das Engagement als Schule ohne Rassismus bewirkt habe, sei schwer zu sagen, „da so etwas kaum messbar ist“, erklärte Menzel-Stuck. Stolz war sie über das Ergebnis der Juniorwahl, bei der die Schüler inoffiziell den Landtag gewählt hatten. „Die Zehntklässler waren sicher, dass die AfD schlecht abschneiden würde, da sie sich nicht vorstellen konnten, dass ihre Freunde diesem rassistischen Gedankengut verfangen könnten“. Tatsächlich hat die AfD an der Realschule nur 4,8 Prozent der Stimmen auf sich vereinen können „und wäre nach dem Willen unser Schülerinnen und Schüler nicht in den Landtag eingezogen“.
Schüler für neue SOR-Gruppe gesucht
Wichtig sei es aber nicht nur Aktionen durchzuführen, sondern der SOR-Gedanke soll täglich im wertschätzenden Umgang miteinander gepflegt werden“. Damit das weitergeführt werden kann, sollen im zweiten Halbjahr Schüler für die SOR-Gruppe im nächsten Schuljahr geworben werden.
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