100 Jahre Segeln
Den Anfang machten Ruderboote
Der Wörthsee ist ein besonderes Segelrevier. Der 4,3 Quadratkilometer kleine See ist für kurze Törns ideal, oft leuchtet das Wasser türkisblau oder die untergehende Sonne färbt Wasser und Horizont rotgold und nachmittags zieht meist ein Nordost-Wind auf. Es gibt sogar einen Traditions-Segelclub am See: den Segler-Verein Wörthsee (SVW). Vor kurzem feierte er sein 100-jähriges Jubiläum. Dabei wurde die Lindner-Gedächtnis-Regatta ausgerichtet, seit 1979 der jährliche Höhepunkt des Vereinslebens. Wilhelm Lindner, erster Präsident des Vereins, hatte dem Verein nämlich das Seegrundstück geschenkt, auf dem 1925 das Clubhaus errichtet worden war. Damals war der Steinebacher Uferstreifen weitgehend unbebaut. Lediglich das Strandbad Fleischmann gab es. Zum Jubiläum wurde das Clubhaus frisch gestrichen. Die Geschichte des Vereins hat Christoph Breit mit Texten und historischen Fotos aufbereitet und das Ganze auf neun Tafeln drucken lassen, die alle Interessierten am Seglerweg beim Vereinsgebäude lesen können.
Dabei erfahren sie, dass die Gründungsmitglieder zunächst gar keine Segelboote hatten, dafür Ruderboote. Für die erste Regatta hatten sie an den Bootsböden eine Vorrichtung für einen Mast installiert, an dem dann ein Segel gesetzt werden konnte. Bald schaukelten die ersten Segelboote auf dem Wörthsee. Das erste Regatta-Boot war eine 15-er Rennjolle.
Heute hat der Verein 230 Mitglieder, darunter Regatta-Segler, die mit ihren Booten an Wettfahrten auf deutschen und internationalen Gewässern teilnehmen. Der SVW selbst richtet auch Regatten aus. So hat beispielsweise schon die „Bayerische Woche“ auf dem See stattgefunden, das erste Mal 1949. Der Verein ist stolz auf seine Medaillenträger, Gewinner von Meisterschaften und Olympiateilnehmer. „Das verpflichtet zu intensiver Nachwuchsarbeit“, so der Vorsitzende Gerhard Zieris. Die rund 60 jungen Mitglieder haben meist im Optimisten angefangen. Auf diesen Einmann-Bötchen finden die Schnuppertrainings statt. Später wechseln die Segler in Bootsklassen wie O-Jolle, Flying Dutchman, Korsar, Kielzugvogel, 420-er Jolle oder Laser.
Für Zieris ist neben dem sportlichen Aspekt vor allem der gesellschaftliche im Verein wichtig. Die Kameradschaft, das Bodenständige und Familiäre zeichnen den SVW aus. Längst sind die Zeiten vorbei, als wie auf dem Foto von 1925 sich die Mitglieder im strengen Dresscode mit weißen Hosen, Jackett und Kapitänsmütze kleideten und die Damen im Seidenkleid erschienen. Heute steht die Gemeinschaft an erster Stelle und nach ihren Segelausflügen genießen die Segler die Sonnenuntergänge auf der Vereinsterrasse. Auch in kalten Wintern, wenn der Wörthsee zugefroren ist, ist Saison. Dann holen die Eissegler ihre Sportgeräte hervor und gleiten damit über das Eis.
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