In Krisenzeiten da sein
„Vielen ist wichtig, dass wir mit ihnen reden“
Menschen mit Behinderung, aber auch deren Angehörige, sind auf Hilfe, Unterstützung, Beratung und Begleitung in ihrem Leben angewiesen. Die „Offene Behindertenarbeit“ (OBA) des Caritasverbandes für den Landkreis Weilheim-Schongau widmet sich dieser Menschen mit allen ihren Fragen und hilft ihnen dabei, ihren Alltag so gut wie möglich zu gestalten. Dazu gehört nicht nur die Beratung, sondern auch Veranstaltungen und gemeinsame Freizeiten und der „Familienunterstützende Dienst“ (FuD) sind Teil des Angebots.
„Mit der Corona-Krise und dem damit verbundenen Kontaktverbot hat sich der Schwerpunkt unserer Arbeit deutlich verlagert“, sagt Katja Schick von der OBA. Die persönliche Beratung von Angesicht zu Angesicht, die Begegnungen bei Veranstaltungen und den Freizeitangeboten sind bis auf Weiteres nicht möglich. Auch der „Familienunterstützende Dienst“ muss gerade ruhen. „Die Beratung, die Kontaktpflege erfolgt jetzt allein am Telefon oder per E-Mail“, so die OBA-Mitarbeiterin. „Und unsere Telefonate gehen weit über die Beratung hinaus. Vielen ist es einfach wichtig, dass wir mit ihnen reden und wir für sie als Ansprechpartner da sind.“
Offenes Ohr für Mitmenschen
„Mensch sein für Menschen ist Motto und der Auftrag des Caritasverbandes. Gerade in diesen Ausnahmesituationen ist es uns ein besonderes Anliegen, ein offenes Ohr für unsere Mitmenschen zu haben und ihnen solidarisch beizustehen“, sagt Monika Funk, Geschäftsführerin des Caritasverbandes. Für sie sei es ein „befremdendes Gefühl als Wohlfahrtsverband, der allen Menschen zugänglich sein soll“, diese auf Distanz zu halten und die Türen für den Publikumsverkehr schließen zu müssen. „Wir alle müssen uns neu organisieren und die Herausforderung der Digitalisierung, die jetzt gefragt ist, als Chance begreifen“, erläutert Funk. „Nach der Krise sind wir sicherlich besser gewappnet für die Zukunft“.
Den Klienten geht etwas ab
Wie in vielen anderen Lebensbereichen auch so trifft Schick mit ihren vier Kolleginnen Sanny Schwarz, Martina Scheifele, Nikola Simon und Waltraud Murray auf „ein sehr großes Verständnis“ ihrer Klienten sowie deren Angehörigen. Alle hätten die Entscheidung zum Kontaktverbot für gut befunden. „Sie waren auch froh, dass wir uns sofort entschlossen hatten, die persönlichen Begegnungen auszusetzen.“ Auch wolle niemand den anderen gefährden, wie sich auch keiner anstecken wolle. „So gehen wir in kein Haus und in keine Wohnung“, sagen die Damen. Das ist den OBA-Mitarbeiterinnen ohnehin ein besonderes Anliegen. Menschen mit Behinderungen gehören auch wegen den Vorerkrankungen vieler zur Risikogruppe.
Auch wenn das OBA-Team auf das große Verständnis bauen kann, so spürt Schick schon jetzt, dass den Klienten etwas abgeht. Die Veranstaltungen und Freizeitangebote waren für sie wichtig, um Freunde zu treffen, das heißt, aus den eigenen vier Wänden herauszukommen, sich mit anderen mit neuen Themen und Aktionen zu beschäftigen.
Regelmäßige Anrufe
Eine Klientin habe ihr schon gesagt, dass sie sich freuen würde, „wenn Ihr mich jetzt regelmäßig anruft“. „Das werden wir auch tun“, betont Schick. „Gerne können uns alle Klienten und Angehörige anrufen, auch wenn es nur darum gehen sollte, nur mit uns zu quatschen. Und wer das will, den rufen wir auch an.“ Denn schließlich, so die Caritas-Mitarbeiterinnen: „Uns ist es ein Herzensanliegen im Gespräch zu bleiben, um gemeinsam die Corona-Krise gut überstehen können. Auch damit die Einsamkeit nicht zu erdrückend wird.“
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