Knef, Lang und Moosgeist
20 Jahre Literarischer Herbst
Eine beliebte kulturelle Reihe feiert dieses Jahr Jubiläum: Der Literarische Herbst findet zum 20. Mal statt. Kulturmanagerin Elisabeth Carr, Schriftsteller Gerd Holzheimer und das Publikum waren schon an den unwahrscheinlichsten Orten zu Gast, im historischen Schlossgemäuer, in einer verlassenen Wirtschaft, im sonst streng abgeschirmten Wasserhochbehälter, auf einer Schiffswerft und im Schlafbunker. „160 Veranstaltungen hat es bislang gegeben, und jede war ein Unikat“, so Gerd Holzheimer beim Pressegespräch in Haus Buchenried. „Das Skurrile hat es uns angetan, und wir lieben es, das Publikum an ungewöhnliche Orte zu führen“, sagte Elisabeth Carr. Dem Duo geht es darum, Menschen zusammenzubringen. „Wir verstehen das Ganze nicht als intellektuelles Sahnehäubchen“, fügte sie hinzu. Diesen Anspruch wollen die beiden auch in der Jubiläumssaison erfüllen.
Die Knef in Percha
Ein Highlight ist sicher der Abend „Hildegard Knef im Haus Heidelberg“ (18. November). Nicht viele wissen, dass die Schauspielerin Hildegard Knef von 1963 bis 1969 am Starnberger See lebte. In Percha heiratete sie David Cameron in wenig spektakulärer Kulisse in einer Art Holzbaracke und zog mit ihm dann in eine 16-Zimmer-Villa Am Mühlberg. Mitte der 1960er-Jahre zog sie nochmal um, erst nach Wolfratshausen und dann nach Kempfenhausen in den „Birkenhof“. Alteinsessene können sich noch daran erinnern, wie die Knef mit dem befreundeten Schriftsteller Henry Miller im Manthal zum Spazieren war. Allerdings wird der Literarische Herbst nicht im früheren Wohnsitz der Gastgeberin zu Gast sein, die Villa ist privat vermietet und nicht zugänglich. „Und dass wir einfach so klopfen und fragen, das machen wir nicht“, erklärte Carr. Stattdessen wird der Nachbar, Felix Heidelberg die Türen zu der Bauhaus-Villa der Unternehmerfamilie öffnen. Vater und Physiker Götz Heidelberg war der Erfinder der Magnetschwebebahn. Julia Miller singt Knefs Chansons und liest aus ihrer Autobiographie „Der geschenkte Gaul“.
Chronist Ernst Maria Lang
Doch den Anfang ist der Literarische Herbst zu Besuch bei Malerin Gisela Krohn auf Gut Deixlfurt, um Betrachtungen zum Wolf und zur Wildnis anzustellen (15. Oktober). Ernst Maria Lang war einer der besten Karikaturisten aller Zeiten, gleichzeitig führte er sein Architekturbüro weiter. Zu Franz Josef Strauß pflegte er eine herzliche Hassfreundschaft. Von all dem wird an diesem Nachmittag die Rede sein, in dem Raum, in dem er zu Besuch war bei seiner jungen Mitarbeiterin Rosa Beblo, die die Gastgeberin dieser Veranstaltung ist. Im Haus Beblo in Hochstadt wird aus Langs Autobiographie „Das war’s – War’s das?“ gelesen (22. Oktober). Das erste Novemberwochenende widmet sich der berühmten Salonkultur in all ihren Facetten. Diese Veranstaltung auf Haus Buchenried ist allerdings schon ausgebucht. Weiter geht es mit einer portugiesischen Matinee in der Villa Waldberta in Feldafing, wo der Schriftsteller Manuel Jorge Marmelo derzeit zu Gast ist (13. November).
Der Maler, Bildhauer und Land-Art-Künstler Wilhelm Holderied hat als zentrale Figur seines Werkes den „Moosgeist“ entwickelt. Ursprünglich am entstehenden neuen Flughafen in München zur Dämonenabwehr angelegt, zeigt das zunächst als Moosgeist konzipierte Erdzeichen aber auch, dass er Blüten entfalten kann: eine reiche Figurenwelt. Die Ausstellung im Unteren Schloss Pähl (26. November bis 11. Dezember) zeigt Bilder und Skulpturen. Zur Vernissage gibt es zum Thema passend Texte von Meistererzählern des Unheimlichen wie Edgar Allen Poe und E.T.A. Hoffmann. Den Abschluss der Saison macht eine poetische Schuhschau im ehemaligen Starnberger Schuhhaus Linse, bevor es demnächst abgerissen wird. Dann hebt sich im ehemaligen Lichtspieltheater, dem sogenannten „Schlosstheater“, noch einmal der Vorhang (1. Dezember). Weiter Infos unter www.kunstraeume-am-see.de.
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