Luxusvillen und Sozialwohnungen
Radltour: So unterschiedlich es lebt sich in Berg
„Der Sonnenhof ist ein Beispiel, wie die Gemeinde von massiver Bebauung bedroht wird“, erklärte Gemeinderat Werner Streitberger (SPD). Das Wüten des freien Markts sehe man hier besonders gut, so das Fazit eines anderen Teilnehmers. Eine Dame empörte sich: „Das sind die schlimmsten Gebäude.“ Gemeint war der Sonnenhof am Kreuzweg in Aufkirchen, wo Maximalbebauung mit Doppelhäusern in den letzten Baulücken sich keine Freunde macht.
Zu einer Radltour mit Besichtigung verschiedener Wohnformen in einer der begehrtesten Gemeinden der Region hatte die Berger SPD eingeladen. Zu den rund 15 Teilnehmern gehörte auch Christiane Kern, die Landtagskandidatin für den Stimmkreis Starnberg. Die Gemeinde hätte im Fall des Sonnenhofs schon ganz am Anfang reagieren und überplanen müssen“, sagte Streitberger. Es sei ein zweischneidiges Schwert: „Jeder will eben das Maximum aus dem Grundstück, das ihm gehört, rausholen.“ Das sei nicht verboten. Luxuswohnungen werden auch auf dem Gelände der früheren Schön-Klinik in Kempfenhausen gebaut werden. Nur die denkmalgeschützte Villa darf stehenbleiben, die Krankenhausanbauten drumherum werden abgerissen und durch mehrere Zweigeschoßer ersetzt. Streitberger erläuterte, wie es dazu kam. 2004 wollte die Klinik erweitern, scheiterte aber an den Einsprüchen der Nachbarn. Auch die Suche nach einer medizinischen Nachnutzung blieb erfolglos. „Das ist schade für unseren Ort, dass es die Klinik nicht mehr gibt“, so Streitberger. „Wir wären im Gemeinderat mit der Erweiterung mitgegangen, aber die Nachbarn haben Recht bekommen.“
Wutobjekt Sonnenhof und Berger Getto
Geradelt wurde auch zu der Ortsmitte von Berg, zum „sogenannten Einheimischenmodell“, das sich deshalb Kritik gefallen lassen muss, weil von dem runden Dutzend Häusern nur drei günstig an Einheimische vergeben wurden und der Rest im freien Markt. Aber es gab auch positive Beispiele. Iradj Teymurian stellte das Containerdorf der Flüchtlinge vor, „Berger Getto“, sagte der Leiter des Helferkreises für Asyl und Integration scherzhaft dazu. Hier leben 84 Leute, davon 35 Kinder. „Die sind voll integriert, spielen Fußball und haben das Seepferdchen gemacht.“ Das Problem ist ein anderes: Über die Hälfte der Bewohner sind als Flüchtlinge anerkannt und müssten eigentlich ausziehen. „Aber sie finden keine Wohnung.“ Einer habe in der Nachbarstadt Arbeit bekommen, weil um 6 Uhr früh aber kein Bus fährt, müsse er die Woche über dort auf dem Campingplatz übernachten. Nur in Unterberg hatten anerkannte Flüchtlinge das Glück, ein Haus zu finden. Das wird aber Ende des Jahres abgerissen.
Osterfelder Straße: Baubeginn 2020
Ein Vorzeigeprojekt ist das Wohnzentrum Etztal. In den 25 Wohnungen mit günstigen Quadratmeterpreisen zwischen 4,50 und 6,50 Euro leben überwiegend alleinstehende alte Damen mit kleiner Rente. Bezahlbares Wohnen soll auch an der Osterfelderstraße entstehen: 30 geförderte Wohnungen verteilt auf drei Gebäude sind auf der Wiese zwischen Aufkirchen und Aufhausen geplant. Baubeginn ist nicht vor 2020, derzeit werden die Ergebnisse des Architektenwettbewerbs überarbeitet, mit denen man nicht glücklich war. Die Tourteilnehmer sahen es noch als Riesenproblem, wie die Ausfahrt auf die Straße gelöst werden soll.
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