Stefaniritt wie aus dem Bilderbuch
In Mörlbach hat die Pferdesegnung noch Tradition
Im Landkreis Starnberg ist er eigentlich schon ausgestorben, in anderen Gemeinden hat sich der Georgiritt im April oder der Leonhardiritt im November durchgesetzt. Im kleinen Mörlbach (Gemeinde Berg) aber gehört der Stefaniritt noch fest zum Brauch. Abseits von jedem Trubel findet der dreimalige Pferdeumritt mit Segnung jedes Jahr am Zweiten Weihnachtsfeiertag statt. Hier herrscht kein großes Remmidemmi mit hunderten von Schaulustigen, sondern noch das ganz traditionelle Brauchtum. Die Reiter bleiben lieber unter sich und nur Familie, Freunde und ein paar Eingeweihte aus den Nachbardörfern säumen die Straße und lassen sich die Schau nicht entgehen.
Es nehmen nicht nur die geschmückten Bauernrösser, die schweren Kaltblüter, die Reitpferde aus den umliegenden Ställen teil, sondern auch Kutschen und Ponies teil. Nach dem Gottesdienst im alten Kirchlein St. Stephan reihten sich auch diesmal bei schönstem Wintersonnenwetter an die 100 Tiere und ihre Besitzer hinter die Vorreiter mit dem Kruzifix in der Hand. Einige von weiter her waren mit Anhängern hergefahren, andere hatten es sich nicht nehmen lassen, in aller Herrgottsfrüh aufzusatteln und den kilometerlangen Ritt nach Mörlbach auf sich zu nehmen. Schon die Kinder saßen fest im Sattel von trippelnden Ponies, stolze Reiter ließen ihr Ross majestätisch am Podest der Geistlichkeit vorbeitraben, wo Pfarrer Albert Zott ihnen den kirchlichen Segen erteilte. Zur Segnung spendete er ihnen nicht nur einen ordentlichen Schwung Weihwasser, sondern auch Weihrauch.
Zuschauer waren begeistert
Die Zuschauer genossen den eindrucksvollen Umzug. Manche Pferde waren aber auch gar zu schön anzusehen mit ihrem auf Hochglanz polierten Zaumzeug, der sorgfältig geflochtenen Mähne, dem mit Buchbaumzweiglein und Blumen geschmückte Schweif. Und auch die Reiter gaben eine gute Figur ab und waren im festlichen Gwand herausgeputzt.
Manche Pferde wurden ein bisschen nervös und fügten sich nicht gleich in den Schritt, wurden aber mit fester Hand wieder beruhigt. Die Zuschauer am Straßenrand aber waren mustergültig, auch die mitgebrachten Hunde machten keine Probleme. Nach dreimaligen Umritt über Forstraße und Mentlweg zurück zur Dorfmitte ging’s dann auf die Wiese zum zünftigen Lagerfeuer und gemeinsamen Umtrunk.
Ein alter Brauch
Der Stefaniritt findet am 26. Dezember statt, dem Namenstag des Heiligen Stefan. Er ist der Patron der Pferde und Pferdeknechte. In der bäuerlichen Bevölkerung stellten die Pferde als Nutztiere einen großen Wert dar. Daher rührt der Brauch, sie unter den Schutz der Kirche zu stellen und für sie und den Besitzer um Gesundheit und Wohlergehen zu bitten.
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