"Wir brauchen ein Dach über dem Kopf!"
Die Starnberger Tafel will eine feste Unterkunft bauen
Die Starnberger Tafel will bauen. Ein zeitgemäße Unterkunft soll für die Ausgabe der Lebensmittel und der warmen Mahlzeiten auf dem Gelände der evangelischen Kirche in der Kaiser-Wilhelm-Straße entstehen, finanziert werden soll es mit Spenden. „Seit 21 Jahren stehen die Helfer bei Wind, Regen, Schnee und Kälte im Freien, seitdem hat sich Gästezahl verdreifacht“, schilderte Vorsitzende Erika Ardelt bei einem Pressegespräch die kräftezehrende Situation. „Jeden Donnerstag fangen wir um 8.30 Uhr an, all die Bänke, Stühle und Pavillons draußen aufzubauen und müssen nachmittags alles wieder wegräumen.“ Die Starnberger Tafel sei eine der wenigen von deutschlandweit 900 Tafeln, die ihren Betrieb noch so handhabten.
Kraftakt bei Wind und Wetter
Ardelt machte deutlich, dass die Arbeit der Tafel weit über die einer reinen Ausgabestation hinausgeht. Sondern den Menschen soziale Kontakte ermöglicht. Oft sei es für sie der einzige strukturierte Tag mit einer warmen Mahlzeit. „Sie kommen hierher, weil sie sich austauschen und mit anderen reden können“, sagte sie. „Die Hälfte der Gäste bleibt die ganze Zeit sitzen.“ Das heißt aber: im Freien, bei jedem Wetter. „Deswegen ist es notwendig, ein Dach über dem Kopf für unser Projekt zu bekommen“, unterstrich sie.
An dem Gebäude, das zwischen „Weltladen“ und den Garagen entstehen soll, will sich die evangelische Kirche zur Hälfte beteiligen. „Die Tafel gehört hierher“ sagte Pfarrer Dr. Stefan Koch fest. Auch die Kirchengemeinde hat Bedarf. Benötigt wird ein mittelgroßer Raum für die Konfirmandenarbeit oder für Veranstaltungen am Wochenende. Noch och heißt es nur, dass das Haus möglichst aus Holz und nachhaltig gebaut und nächstes Jahr errichtet werden soll. „Es soll einen Ausgabebereich haben, wo man sich auch hinsetzen kann, ein Lager und einen Kühlraum“, erläuterte Tanja Unbehaun die Funktionen. Und alle waren sich einig, dass das Bauwerk nach vorn einen möglichst offenen und zugänglichen Eindruck für die Besucher machen soll.
Verein hofft auf Spenden
Welch ein Kraftakt die Organisation für die Ehrenamtliche immer wieder ist, beschrieb Martina Klein. „Alles einsammeln, dann allen Vorschriften zur Lagerung genügen und am Donnerstag zur Ausgabe wieder alles parat haben.“ Durch die Pavillons regne es oft durch. Auch körperlich sei das für den harten Kern aus etwa 20 bis 25 Helfern, darunter viele ältere Frauen, anstrengend.
Anfangs hätten sie sich schon gefragt, ob sie das stemmen könnten, räumten Verein und Kirche ein. Finanzieren möchten sie das Bauwerk, dessen Kosten bislang vage auf „sechsstellig“ geschätzt werden, allein durch Spenden. Aktionen wie ein Frühlingsfest sollen dabei helfen. Gehofft wird auch auf einen Zuschuss von der Stadt.
Momentan sind 161 Ausweise bei der Tafel registriert, insgesamt werden 360 Menschen versorgt. Hartz-Vier-Empfänger machen mit 42 Prozent das Gros der Kundschaft aus, es kommen aber auch immer mehr Rentner (20 Prozent). Die Zahl der Flüchtlinge ist von 34 auf 16 Prozent zurückgegangen.
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