Fürs Leben nach Corona
„Stimme der Jugend“: Aktion des Bayerischen Jugendringes in Gräfelfing
Gerade eben sind die Schulen für alle Jahrgangsstufen teils wieder geöffnet. Schulerleben vor Ort und das Treffen mit Gleichaltrigen sind die hochwillkommene Abwechslung vom Homeschooling allein vorm Bildschirm zu Hause. Über das Hin und Her der Politik zwischen Lockerung und Schließung unseres Alltags sollte man die Befindlichkeiten der Kinder und Jugendlichen nicht aus den Augen verlieren, meinte der Bayerische Jugendring (BJR) vor zwei Wochen und rief zur Aktion „Stimme der Jugend“ auf.
Inhalt der Aktion sind eine Reihe von Fragen an die Kinder und Jugendliche, die sie mit Bildern, Fotos oder Texten beantworten konnten. Nämlich: „Wie geht es dir zurzeit? Was fehlt dir am meisten? Was möchtest du als Erstes machen, wenn Corona wieder vorbei ist?“
„Liegt mir schwer im Magen“
Die Mitarbeiter des Kreisjugendrings (KJR) im Lochhamer Jugendhaus Freizi an der Würm und in den Ganztagesklassen sowie der Nachmittagsbetreuung an der Grundschule Lochham waren begeistert von der Aktion. Eine Woche lang beschäftigten sich die Grundschüler mit dem Thema. Die Jugendlichen im Freizi gestalteten Plakate mit ihrem Herzenswunsch und setzten ihr Konterfei dazu. Kinder und Jugendliche wünschten sich unisono mehr Freiheit beim Treffen mit Freunden, Urlaub mit der Familie, wieder ein Sport- und Vereinsleben. Ein Jugendlicher schrieb auf sein Plakat: „Die Zeit ohne soziale Kontakte liegt mir schwer im Magen.“
„Die Meinungen und Stimmungen unter den Kindern und Jugendlichen abzufragen, ist ganz, ganz wichtig“, erklärte Sabine Kraus vom Freizi. Das Jugendhaus halte zwar engen Kontakt zu „seinen“ Jugendlichen, aber der Bedarf zum Sprechen und Austauschen ist dennoch sehr groß. „Über WhatsApp, Insta, Facebook sind wir eng verbunden und versuchen zu helfen und unterstützen, wo wir können“, ergänzte ihr Kollege Florian Witschas. „Das betrifft auch das Schulische. Für Kinder ohne Internet zu Hause haben wir Homeschooling-Plätze eingerichtet. Und wir bieten Online-Nachhilfe, das wird ganz gut angenommen.“
Wünsche in den Himmel geschickt
Daneben bleibe immer mal Zeit, sich über die allgemeine Stimmung zu unterhalten. „Die Aktion hat uns dazu noch mehr Gelegenheit gegeben“, so Kraus. Beim Abfragen der Meinungen sollte es allerdings nicht bleiben, so das Lochhamer KJR-Team. Bei einer Luftballonaktion wurden die Meinungen und Bilder der Grundschüler „in den Himmel“ geschickt. Die Plakate der Jugendlichen dagegen werden in den nächsten Tagen überall in Gräfelfing aufgehängt.
Auch Bürgermeister Peter Köstler unterstützte die Aktion und sagte auf dem Lochhamer Campus: „Ich finde es gut, dass sich die Kinder und Jugendlichen spielerisch mit der Thematik beschäftigen und auseinandersetzen. Das kann dazu beitragen, manches zu reflektieren. Vor allem ist es wieder einmal eine gemeinsame Aktion, die das Gefühl von Miteinander und Zusammenhalt stärkt. Die steigenden Ballons am Himmel über der Schule waren ein schönes, hoffnungsfrohes Symbol.“
„Da ist man ganz nah dran"
Die Nachmittagsbetreuung in der Gräfelfinger Grundschule beteiligte sich ebenfalls am BJR-Aufruf. „Auch die, die aktuell noch zu Hause sind, konnten mitmachen“, erklärte Yvonne Haarbach, Leiterin der Nachmittagsbetreuung Gräfelfing. Sie freute sich über den Enthusiasmus der Kinder bei der Aktion. „Da ist man ganz nah dran an dem, was Kinder wirklich beschäftigt. Das ist sehr berührend. Zumeist sind das auch ganz andere Dinge, als was man von Politik und in den Medien hört.“ Auf jeden Fall laufe die Aktion in der Grundschule weiter. Haarbach: „Besonders über die Wünsche für die Zeit nach Corona werden wir noch oft sprechen.“
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