"Klappe - die Erste!"
Weßling und Gilching werden Filmlocations
„Nanu – seit wann gibt es im Weßlinger Seehäusl denn einen Waldkindergarten“, werden sich so manche Passanten gedacht haben. Das pittoreske hellblau gestrichene Gebäude der Nachbarschaftshilfe war nämlich vor Kurzem Kulisse für den Film „Nie zu spät“. Drei Wochen lang hatte der Weßlinger Regisseur Tomy Wigand und die Produktionsgesellschaft „U5“ in der Gemeinde, in Gilching und Umgebung die Komödie für die ARD gedreht. Hauptperson ist Heino Ferch, der in dem Film einen Piloten und Familienvater spielt. Wegen Corona hatte der Regisseur den Drehort von ursprünglich Frankfurt an seinen Heimatort verlegt. Hier hat er sein Wohnhaus für die Filmarbeiten zur Verfügung gestellt und auch für Ferch, der am Ammersee lebt und für dessen Filmtochter Harriet Herbig-Matten aus Weßling ist die Anreise nicht weit.
Für die Drehtage galt ein strenges Corona-Sicherheitskonzept. Als „Basis“ wurde ein leerstehendes Häuschen in der Ringstraße angemietet. Gleich hinter der Eingangstür nahmen zwei Mitarbeiterinnen in Schutzkleidung einen Schnelltest ab. Jeden Tag mussten sich Schauspieler, Komparsen, Technik und Filmcrew testen lassen. Außerdem galt am Set eine Maskenpflicht und das Abstandsgebot. Trotzdem wird es im Film später so aussehen, als ob die Schauspieler direkt nebeneinander stehen, erklärte Aufnahmeleiter Andreas Wanner. „Der Kameramann muss nur eine geschickte Einstellung wählen“.
Drei Tage Quarantäne für einen Kuss
Jedoch mussten einige Filmszenen im Drehbuch umgeschrieben werden, damit der Abstand eingehalten werden konnte. Immerhin gab es keine Kussszenen. Andreas Wanner berichtete von einem anderen Film, in dem die Schauspieler dafür drei Tage lang in Quarantäne geschickt worden waren.
Auch bei den Autofahrten im Film wird getrickst. „Schauspieler dürfen nicht gleichzeitig Autofahren und Dialoge führen“, berichtete Wanner. Deswegen gab es am Drehort zwei baugleiche Autos. Einmal stand das Fahrzeug auf einem Anhänger, der das Gefährt zog, dann wieder wurde das fahrende Auto gefilmt. Filmvater Heino Ferch sollte bei diesen Einstellungen in das Auto steigen und aus dem Fenster blicken. Schade sei, dass die Komparsen, von denen viele aus dem Ort waren, nicht wie sonst üblich zum gemeinsamen Mittagessen eingeladen werden konnten. "Wir müssen alle unnötigen Kontakte vermeiden", sagte Wanner. Dabei lockte das Filmcatering "Pausenlos" an diesem Tag mit Gulasch und gefüllten Auberginen. Großes Lob gab es für Anwohner und Gemeinde, die Straßensperrungen genehmigt hatte. "Absolutes Verständnis" hätten alle gezeigt, so Wanner. Immer wieder hätten sich Passanten über den Film erkundigt und "viel Glück" gewünscht.
Im Film spielt Heino Ferch den Piloten Paul Langer. Der Vater dreier Kinder hatte immer zu wenig Zeit, um sich an der Erziehung zu beteiligen. Nun soll er sich um den Jüngsten kümmern. Das hat er zumindest seiner neuen Frau Susa versprochen. Aber dann bekommt er die Chance als Langstreckenpilot durch die Welt zu fliegen. Susa setzt ihm ein Ultimatum: „Franz ist deine letzte Chance, endlich ein richtiger Vater zu werden. Und genau diese Chance gebe ich dir, Paul. Eine Woche lang. Ich kann dir nur raten: Nutze sie“, sagt sie und zwingt Paul in die Vaterrolle. Dann stehen plötzlich auch noch die Kinder aus den ersten Ehen mit ihren Problemen vor der Tür…
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